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Unpiq: Alte Lügen, neu gemixt - Fake News aus dem Kalten Krieg

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMontag, 31.12.2018

Diese berühmte Fluchtgeschichte geschah im ersten Jahr der Berliner Mauer: Am 18. Juni 1962 trafen Flüchtlinge auf Grenzer. Am Ende war der Gefreite Reinhold Huhn tot.

Der Vorfall wurde Waffe im Propagandakrieg. Ost und West logen, verdrehten Tatsachen. Die SPRINGER-Presse titelte "Vopo erschoss Vopo", Huhn sei im Feuerhagel eigener Leute gestorben.

Nun erzählt ein WELT-Redakteur die Geschichte neu:

„Frauen und Kinder bleiben alle stehen, oder ich schieße“, rief Huhn und hob drohend seine Kalaschnikow. Rudolf Müller, an sich starr vor Schreck, reagierte instinktiv. Er schaute in die Mündung des Sturmgewehrs, das seine Familie und ihn bedrohte. Er wollte seine Kinder leben und in Freiheit aufwachsen sehen.

Rückblende: Ein Jahrzehnt nach dem Mauerfall kam es zum Prozess. Das Landgericht Berlin verurteilte Rudolf Müller als Totschläger, der Bundesgerichtshof verschärfte im Jahr 2000 das Urteil und wertete die Tat als Mord.

Egon Bahr, der 1962 als Senatspressechef die Fake News der SPRINGER-Presse übernommen hatte, räumte seinen Fehler ein:

Wir können doch nicht so tun, als wären in dieser schrecklichen Zeit des Kalten Krieges die einen nur edle Menschen, Wahrheitsfanatiker und die anderen nur schlechte Menschen und Lügner gewesen. Natürlich hat auch der Westen im Kalten Krieg sich nicht nur an die Regeln eines Mädchenpensionats gehalten.

Ohne die damalige SPRINGER-Falschmeldung zu erwähnen, behauptet nun ein SPRINGER-Journalist:

Rudolf Müller hatte in Notwehr den DDR-Grenzer Reinhold Huhn getötet.

Das Gerichtsurteil Mord bleibt ebenso unerwähnt, das Rechtfertigungsgespräch mit dem Täter unkommentiert.

Wähnt sich die WELT über dem Gesetz?

Wer heute Beständiges von gestern über die Berliner Mauer lesen möchte, dem sei ZWEI ANSICHTEN empfohlen. Um die Situation besser zu verstehen, sprach Uwe Johnson damals mit Fluchthelfern. Daraus wollte er ein weiteres Buch entwickeln, was er aber nie schrieb. Die Interviewaufnahmen findet man auf der Verlagsseite von Suhrkamp.

Unpiq: Alte Lügen, neu gemixt - Fake News aus dem Kalten Krieg

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Kommentare 4
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 5 Jahren

    danke für dies unpiq! es tut einfach gut, mitzukriegen, daß es sich bei den meisten publikationen aus dem hause springer nachwievor um richtig wertkonservative produkte handelt. /ironie aus
    das ist tatsächlich gespenstisch konsequent, inklusive des gehörigen anteils glatter unwahrheiten. aber gutes "live" anschauungsmaterial für die jüngeren generationen, die sich vielleicht wundern, warum die 68er so vehement gegen springer protestierten. @achim + @emran : gutes neues jahr für euch! ich schätze eure arbeit (und zahle gern für piqd)

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      Ein gutes neues Jahr!
      Dank zurück! Es freut mich.

  2. Emran Feroz
    Emran Feroz · vor 5 Jahren

    Interessanter Beitrag. Ich habe ja generell den Eindruck, dass viele der Meinung sind, Propaganda erlebt erst seit Facebook, Youtube usw. Höheflüge. So ist es aber ganz und gar nicht. Die Propagandazüge des Kalten Krieges waren oftmals viel geschickter und undurchsichtiger als die heutigen. Ich recherchiere zurzeit viel zu den Propagandakampagnen der UdSSR in Sachen Afghanistan und Co. und bin mittlerweile zum Schluss gekommen, dass da sogar die CIA noch einiges lernen kann.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      Danke.
      Viel Glück beim Recherchieren und komm gut ins neue Jahr!

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