Der Streit zwischen den afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani und seinen Kontrahenten Abdullah Abdullah zog sich lange. Im vergangenen Jahr fanden Präsidentschaftswahlen statt. Dann gab es ein umstrittenes Ergebnis, ähnlich wie bei den Wahlen 2014, das Ghani zum Sieger erklärte.

Abdullah wollte dies nicht einsehen - und der Streit eskalierte. Anfang März ließen sich die beiden Männer gleichzeitig in einzelnen Zeremonien zum Präsidenten vereidigen. 

Für die viele Afghanen hatte die Charade einen neuen Höhepunkt erreicht.

Nun steht abermals ein Deal. Ghani wird Präsident bleiben, während Abdullah die Friedensgespräche mit den Taliban führen soll. 

Teil des Deals ist die Beförderung des Warlords Abdul Rashid Dostum, der als Führer der usbekischen Minderheit Afghanistans betrachtet wird. Dostum ist ein berühmt-berüchtigter Kriegsverbrecher. Seine Milizen übten in den 90er-Jahren des Bürgerkriegs Massaker aus, plünderten und vergewaltigten. Als die NATO in Afghanistan einmarschierte, verbündete sie sich mit Männern wie Dostum - und ließ sie weiterhin gewähren. 

Das Massaker in der Wüste von Dasht-e Laili, bei dem 2001 Tausende Kriegsgefangene in Containern von Dostums Milizen ermordet wurden, gehört weiterhin zu den schlimmsten Kriegsverbrechen der jüngeren Geschichte Afghanistans.

Doch auch damals wurde Dostum von der Regierung Hamid Karzais und den westlichen Verbündeten ins Boot geholt und zum "General" befördert.

Nun soll er zum "Marschall" werden. 2014 war Dostum Teil von Ghanis Team und wurde später (pro forma) zu dessen Vizepräsidenten.