Der Koran ist in vieler Munde. Ob der Islam zu Deutschland gehört, teilt die Gesellschaft.

In der Tat, der Koran ist ein Migrant. Wie alle drei großen monotheistischen Religionen entstand er in der Wüste und kam nach Europa, ja, er verbreitete sich rund um die Welt.

Die epische Sendung, die man auch lesen kann, bietet einen Überblick für Anfänger wie Fortgeschrittene.

Der Koran wird vom Schriftsteller Navid Kermani als Hochliteratur gewürdigt, aber es wird auch sein Einfluss in der Populärkultur erhellt. Angelika Neuwirth stellt ihr modernes historisch-kritisches Koranverständnis vor, aber es kommen ebenso Imame und Gläubige zu Wort.

Der Zuhörer stärkt durch die emotionale Kraft der Musik seine Vorstellung von den Mysterien dieser Religion, die schon längst zur europäischen Kulturgeschichte gehört.

Der Islamwissenschaftler Bernhard Uhde hat einmal geschrieben, der Koran besitze eine Familienähnlichkeit mit der Oper, weil Text, Stimme, Melodie, Spiel, Rhythmus, Klang, Gesang, Poesie, Theatralik wie in einem Gesamtkunstwerk aufgeführt werden. So dass die Zuschauer von Emotionen, zarten Berührungen, von der Tragik und zuweilen auch Komik, Vertrautheit und Fremdheit ergriffen würden.

Der Kenner Stefan Weidner enthüllt die Naivität derjenigen, die den Koran lesen, um die Gedankenwelt von Terroristen kennenzulernen:

Der Koran ist auch seine Rezeption. Es ist völlig unsinnig, irgendeine Meinung über den Koran zu äußern, und nur den Korantext zu Grunde zu legen. Der Koran ist die Koraninterpretation und sonst gar nichts...

Und Manuel Gogos, Autor der Sendung, gibt überraschende Einsichten in die politische Welt des Islams:

Während in Saudi-Arabien die Wahabiten schon seit Jahrzehnten die Sufi-Schreine konsequent zerstören, und im Iran unter Präsident Ahmadinedschad regelrechte Sufi-Verfolgungen stattfanden, sind es heute in Afghanistan und Pakistan die Taliban, die Krieg führen gegen die mystische Schrein-Kultur. Es ist ein Krieg gegen das Herzstück der eigenen Kultur.