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Flucht und Einwanderung

Erzählen, um zu verändern – das Vermächtnis der Toni Morrison

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergFreitag, 25.09.2020
Das zentrale Thema der 2019 verstorbenen Toni Morrison ist tagesaktuell: Rassismus gestern und heute.


Bei gegenwärtigen Debatten darüber fehlen oft die Facetten und Ambivalenzen, die Dialektik und die Komplexität der Romane und Essays dieser klassisch werdenden Autorin. Ein Grund mehr, sie genauer kennenzulernen.

Elisabeth Bronfen, Kultur­wissenschaftlerin und Professorin für englische Literatur und Amerikanistik, kannte die Ausnahmeautorin seit den 1980er Jahren. In ihrem dichten Beitrag führt sie anlässlich von SELBSTACHTUNG, der deutschen Übersetzung von gesammelten Essays der Literaturnobelpreisträgerin von 1993, profund in das Werk und somit in aktuelle Debatten ein. 

Als Grundanliegen von Toni Morrison sieht Elisabeth Bronfen:

Mit Literatur eine traumatische Geschichte verständlich zu machen. Die Kunst­form des Erzählens ist gemäß der Autorin dafür besonders geeignet; weil sie mithilfe von Verschiebungen, Verdichtungen und Auslassungen einen Raum für kritisches Denken zu schaffen vermag. Ästhetische Formalisierung erzeugt die Distanz, die nötig ist für Reflexion. Sie ermöglicht aber auch eine teilnehmende Sympathie mit Erfahrungen, zu denen die Leserinnen aus ihrer eigenen Geschichte keinen Bezug haben.

Wie alle klassischen Autoren arbeitete Toni Morrison hart an und in der Sprache, suchte verschiedene Ebenen in Schwingung zu bringen.

Bronfen gibt Beispiele:

Von ihr habe ich gelernt, die doppelte Bedeutung hochzuhalten, die das englische Wort possession hat: zum einen der Besitz und der Wunsch, dass das eigene kulturelle Erbe als wert­volle Habe anerkannt wird. Zum anderen, als dessen Kehrseite, die Besessenheit und die Heim­suchung durch die Dämonen, die ein Sich-Einlassen auf die Vergangenheit notgedrungener­maßen begleiten.

Auch dieser Beitrag von Angela Schader ist lesenswert, der ebenso den ästhetischen und politischen Reichtum von Toni Morrison umkreist, der untrennbar verflochten ist. So etwa im Roman PARADIES:

Es ist eines der Bücher, deren ersten Satz man nie mehr vergisst: «Das weiße Mädchen erschießen sie zuerst.» Mit dem Original verglichen, klingt das zu lieblich. «They shoot the white girl first.» Sechs Einsilber, hart und knapp wie Pistolenschüsse.

Der Satz ist jedoch mehr als ein Knalleffekt. Er ist eine Falle, lockt den Leser in eine Erzählkonstruktion, wo er ständig späht und lauscht, welches unter den Opfern des Massakers denn das weiße Mädchen gewesen sei, ohne dem Text je eine schlüssige Antwort abnötigen zu können. Ein so einfacher wie gerissener Beweis, wie irrelevant der Faktor «Rasse» ist, wo es wirklich um den Menschen geht.

Zum Schluss noch ein Zitat von Toni Morrison, das Elisabeth Bronfen als zentral vorstellt, und das auch auf Exilerfahrungen zu übertragen ist, wo die heimatlos Gewordenen sich ein neues Zuhause schaffen müssen.

Wenn ich in einem Haus leben muss, in dem ‹Rasse› eine Rolle spielt, dann möchte ich es wenigstens so umbauen, dass es kein fensterloses Gefängnis ist, in das ich eingesperrt werde.

Erzählen, um zu verändern – das Vermächtnis der Toni Morrison

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