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Flucht und Einwanderung

Dem Islam fehlt die Aufklärung? Ja, nein, vielleicht, doch, zum Glück?

Fabian Goldmann
mal Journalist, mal Islamwissenschaftler, je nachdem

...hab damals den Einschreibungstermin für Theoretische Physik verpasst. Das hab ich jetzt davon.

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Fabian GoldmannDonnerstag, 16.11.2017

Neulich wanderte ein Buch über meinen Schreibtisch, dessen Titel allein für viele schon als Provokation gelten dürfte: „Die islamische Aufklärung“.

„Islam“ und „Aufklärung“? Diese Begriffe begegnen uns zumeist als Gegensatzpaare; als Vergewisserung, dass der eine die andere bitter nötig habe; in Form einer postulierten Unvereinbarkeit, die die zivilisatorische Überlegenheit des Westens gegenüber der rückständigen islamischen Welt belege. Nach meiner persönlichen Einschätzung meist angebracht von Leuten, die vom Islam genauso wenig verstehen wie von der europäischen Aufklärung.

Wenn nun allerdings Christopher de Bellaigue von „islamischer Aufklärung“ schreibt, dann steht er 1. als langjähriger Nahost-Korrespondent des Economist schon mal nicht im Verdacht, völlig ahnungslos zu sein und 2. meint er seinen Titel weder zynisch, noch metaphorisch oder mit einem großen "Aber" versehen, sondern völlig ernst. 

De Bellaigue erzählt die hierzulande oft unerzählte Geschichte der Modernisierung der islamischen Welt.

Angefangen beim Einmarsch Napoleons in Ägypten rekonstruiert er, wie in eine wissenschaftsfeindliche, religiös bornierte und in traditionellen Gesellschaftsstrukturen verhaftete Welt ein Hauch der Moderne einbrach und wie sich dieser in einen Sturm verwandelte, der erst religiöse Autoritäten und schließlich ganze gesellschaftliche Ordnungs- und Moralsysteme wegfegte. In Kairo eröffneten Theater und Forschungslabore und langsam die Köpfe der Menschen. In Teheran erwachte eine neue Form von wissenschaftlicher und medialer Freiheit. Und in Istanbul reformierte sich erst die Sprache und schließlich das gesamte Verständnis von Politik, Staat und Partizipation.

De Bellaigue zeigt nicht nur, wie diese "Aufklärung" historisch ablief, er zeigt auch, wie sie bis heute wirkt. Nationalstaatlichkeit, Säkularität, das Bekenntnis zu freier Wissenschaft, ein egalitäres Bildungs- und Rechtssystem - das gehört heute zum Selbstverständnis vieler Staaten in der islamischen Welt und zur Lebensrealität der meisten Muslime weltweit. 

Indem er zeigt, welche revolutionären Umwälzungen dazu führten, dass islamische Gesellschaften in vielerlei Hinsicht heute in der Tradition der europäischen Aufklärung stehen, dekonstruiert Bellaigue zugleich den Gründungsmythos des Abendlandes, dass sich bis heute als "aufgeklärter" Gegenpol zu einer islamischen Rückständigkeit inszeniert und dabei verkennt, dass die Epoche der Aufklärung Menschen dies und jenseits des Bosporus nicht trennte, sondern einander nahe brachte. 

Bücher lassen sich schlecht piqen, deshalb habe ich euch einen etwas älteren aber genauso guten Essay des Autors zum selben Thema verlinkt.

Falls ihr Lust habt weiterzulesen: In der inoffiziellen Reihe "Dekonstruktion des Abendlandes" sind bisher erschienen ...



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