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Flucht und Einwanderung

Ausreise-Angebot: Jetzt Prämien sichern und zurück in die Armut. Werbung vom Bundesinnenministerium.

Paulina Fröhlich
Programmleitung "Zukunft der Demokratie" bei Das Progressive Zentrum, ehrenamtlich bei Kleiner Fünf
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Paulina FröhlichFreitag, 16.11.2018

Seit wenigen Tagen hängen an Berliner U-Bahn Stationen Plakate des Bundesinnenministeriums. Es gibt sie mehrsprachig. "Freiwillige Rückkehr in das Heimatland" steht dort auf Arabisch oder Russisch, daneben sind in Blitzform viele Flaggen abgebildet (Irak, Türkei, Indien, Russland, Ghana, Iran...). Dann steht da noch der Slogan der Werbekampagne: "Dein Land. Deine Zukunft. JETZT!" und die Website: www.ReturningfromGermany.de 

Das Plakat verspricht ein Angebot bis zum 31.12.2018: "Bis zum 31.12. gibt es für freiwillige Rückkehrer für bis zu zwölf Monate die Möglichkeit einer Übernahme von Wohnkosten.

Die taz hat bei der Hotline angerufen:"Meine Eltern sind Russlanddeutsche. Kann ich jetzt Wohngeld beantragen und zurückkehren?". Antwort: „Nein, das gilt nicht für normale Leute, nur für Flüchtlinge!“. „Nicht-normal“ sind Asyl­be­wer­be­rInnen vor Abschluss des Asylverfahrens, Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde sowie Menschen, die nach deutschem Recht schutzbedürftig sind, aber in ihr Herkunftsland zurückkehren. Das Onlineportal bietet neben 250€ z.B. für Sprit oder Flug (außer man hat das Geld selbst im Familienkreis), "bedarfsorientierte Schulungen" wie "Post-War Pioneers - Heimat statt Migration" mit dem Schwerpunkt "Gefahren durch explosive Kriegsreste". 

„Reintegrationsunterstützung im Bereich Wohnen“ entpuppt sich bei genauem Nachlesen als ziemlich mieses Angebot. Maximal 3.000 Euro soll es für Familien und 1.000 Euro für Einzelpersonen in Form von Sachleistungen geben. Es handle sich um die Höchstbeträge, die aber aufgesplittet über einen Zeitraum von einem Jahr ausgezahlt werden können,

Außerdem unterschreiben die Ausreisenden:

  • Verzicht auf die Fortsetzung des aktuellen Asylverfahrens, den Schutzstatus sowie auf weitere Rechtsmittel
  • Bei erneuter Rückkehr nach Deutschland, Rückzahlung aller Unterstützungsgelder.

Meine Meinung: Es handelt sich nicht um Aufklärung, sondern Werbung. Geflüchteten ein 'Deine Zukunft ist der Irak' Angebot zu verkaufen ist perfide.

Ausreise-Angebot: Jetzt Prämien sichern und zurück in die Armut. Werbung vom Bundesinnenministerium.

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Kommentare 6
  1. Paulina Fröhlich
    Paulina Fröhlich · vor mehr als 5 Jahre

    **Update**
    Das Bundesinnenministerium reagiert auf die große Kritik und lädt Kritiker*innen und Asylsuchende zum Gespräch ein: www.tagesspiegel.de/po...

  2. Paulina Fröhlich
  3. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor mehr als 5 Jahre

    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Aufklärung und Werbung?

    Gute Werbung klärt auch auf. Natürlich ist die Werbekampagne vom Bundesinnenministerium auch Werbung. Aber das ist doch nicht verwunderlich?

    1. Paulina Fröhlich
      Paulina Fröhlich · vor mehr als 5 Jahre

      Eine Aufklärung wäre: Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, haben die Möglichkeit zur freiwilligen Ausreise. Eine Entscheidung zu dieser wird bis zum 31.12 vom Bundesinnenministerium mit zusätzlichen finanziellen Maßnahmen unterstützt. So erhalten Sie z.B. bis zu X Euro über mehrere Monate als Unterstützung z.B. für Wohnraum. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an...

      Eine Werbung mit Slogan verkauft ein Angebot mit einem gewissen Spirit. Hier lautet der Spirit: Yeah, deine Zukunft liegt in deinem Heimatland (nicht hier). Wer möglichst bald geht, bekommt eine Prämie.

      Ich erachte es als geschmacklos diesen Tenor zu setzen, wenn es um einen emotional und psychisch sensiblen Umstand, wie einen ablehnten Asylantrag geht. Menschen, die nicht zurückgehen wollen, gehen ja nicht nur, weil ihnen Geld für eine Wohnung fehlt, sondern u.A. weil sie vor Ort bedroht sind oder Sorge haben vor ihrem ehemaligen Sozialumfeld als gescheitert dazustehen.

      Der taz Artikel hat zudem Recherchen direkt beim BAMF angestellt und herausfinden müssen, dass das "Angebot" auch nicht besonders gut ist. Ich fand es wichtig, diesen einordnenden Artikel bei piqd einzustellen, um zu reflektieren, wie die Rückführungspolitik von Staat zu AsylbewerberIn derzeit kommuniziert wird.

    2. Moritz Orendt
      Moritz Orendt · vor mehr als 5 Jahre

      @Paulina Fröhlich Danke für deinen Kommentar, Paulina!

  4. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor mehr als 5 Jahre

    Muss man sich darüber aufregen?

    Ist doch nur ein Angebot - die Rechte der Geflüchteten werden doch davon nicht eingeschränkt. Trotzdem ist natürlich die Formulierung "normale Menschen" unangebracht und schlecht.

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