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Flucht und Einwanderung

Ansturm aus Afrika? Eine Abrechnung mit Migrations-Dystopien

J. Olaf Kleist
Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Flüchtlingsforschung

am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Berlin.

Gründer des Netzwerks Fluchtforschung.

Forscht zu, schreibt über und kommentiert Migrations- und Flüchtlingspolitik, insbesondere aber nicht nur in Deutschland und Europa.

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J. Olaf KleistSamstag, 11.05.2019

Afrikanische Massenmigration wird in Europa weithin befürchtet und ist ein in Romanen und Filmen seit vielen Jahrzehnten wiederholtes "Schreckensszenario". Zuletzt war der Journalist Stephen Smith mit einer pseudowissenschaftlichen Version dessen in Frankreich sehr erfolgreich – sogar Marcon basiert eigenen Angaben nach seine Migrationspolitik auf dieses Buch. Die zentrale Behauptung darin ist – mit apokalyptischem Unterton –, dass bis 2050 ein Fünftel bis ein Viertel der europäischen Bevölkerung afrikanischen Ursprungs sei, in Deutschland vielleicht noch mehr. Davon abgesehen, dass solche Prognosen grundsätzlich schwierig sind, scheinen sie nicht nur fragwürdig, sondern ganz explizit auch irreführend zu sein. In diesem Artikel setzt sich François Héran vom Collège de France, einer der führenden Demographen und Migrationsforscher Frankreichs, kritisch mit den Thesen von Smith auseinander. Dabei macht er klar, dass der Autor mit sehr hinkenden Vergleichen arbeitet, zweifelhafte ökonomisch-demographische Modelle bemüht, seit Jahrzehnten bekannte Thesen der Entwicklungsforschung als seine eigenen darstellt und ganz gezielt wichtige Daten außen vor lässt, wenn sie seiner These nicht entsprechen. So zitiert Smith eine unter Migrationsforscher*innen weithin bekannte Umfrage, nach der 30 % der Bevölkerung südlich der Sahara migrieren möchten. Nur – was er verschweigt – Wollen ist nicht Handeln: Nur 5 % haben hierfür konkrete Vorbereitungen getroffen. Und davon abgesehen, dass die allermeisten afrikanischen Migranten in Afrika migrieren, lässt sich von solchen Umfragen auch nicht auf tatsächliche Migration schließen. Héran nimmt all solche Argumente noch sehr viel genauer auseinander. Er offeriert – zögerlich – auch eine eigene Prognose. Demnach kann für 2050 mit 2,4 % afrikanischer Bevölkerung in Europa gerechnet werden, unter vielen unklaren Voraussetzungen. Was das dann bedeutet, das ist noch eine ganz andere Frage. Die Panikmache ist jedenfalls falsch und gefährlich.

Ansturm aus Afrika? Eine Abrechnung mit Migrations-Dystopien

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Kommentare 3
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor fast 5 Jahre

    Naja, die Flüchtlinge aus dem von Dir verlinkten schlechtem Roman kommen aus Indien. Er beginnt stark und wird immer mehr zu einem rechten Machwerk.

    Es gibt auch Beeindruckendes, dass die Nähe des Elends in Teilen Afrikas aufzeigt. Mit Statistiken erreicht man schließlich nur wenige.

    Nur solange dieser Beitrag auf der Ebene der Fachkritik bleibt, ist er wahrscheinlich - ich bin kein Demograph - überzeugend.

    1. J. Olaf Kleist
      J. Olaf Kleist · vor fast 5 Jahre

      Tja, das stimmt, das habe ich falsch dargestellt. Indien schien in den 1970ern einfach das näherliegende Beispiel zu sein – obwohl es massenhafte Vertreibungen in den afrikanischen antikolonialen Kriegen gab. Wahrgeworden ist es dann doch nicht. Das Interessante am aktuellen Fall ist vielleicht, dass es eben nicht mehr um das Elend geht, vor dem die "Massen" fliehen, sondern um den zunehmenden Wohlstand in den Herkunftsländern, der Migration möglich macht. Insofern ist die vermeintliche Lösung eben auch nicht mehr, etwas gegen das Elend zu tun, sondern die Mauern höher zu ziehen. Was in 30 Jahren passiert scheint mir allerdings wirklich schwer hervorzusagen sein – so oder so. Letztlich muss ich ja sagen, dass zumindest der Film "Der Marsch" von vor 30 Jahren – bei allen Problemen der Darstellung – gar nicht so weit von der heutigen Situation entfernt ist. Das grundsätzlich Problem mag vielleicht einfach die Weltsicht (mancher) der Panikmachen zu sein.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 5 Jahre

      @J. Olaf Kleist Einverstanden grüßt Achim

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