Es war eine Frage der Zeit.

Im Zeit-Magazin erzählen drei Schauspielerinnen von ihren leidvollen Erfahrungen mit dem Regisseur Dieter Wedel: Er habe sie sexuell belästigt. Detailreich berichten sie:

Eine ehemalige Schauspielerin sagt, Wedel habe sie 1996 in einem Hotelzimmer in München im Bademantel zu einem Vorstellungstermin empfangen. "Er hat mich mit Wucht gepackt und gegen die Wand gepresst." Sie habe "bitte nicht" gerufen, aber er habe sie aufs Bett geworfen und zum Sex gezwungen.

Wer nicht mitmachte, wurde schikaniert - oder fallengelassen.

"Die Schauspielerin, die nicht mit ihm schlafen wollte, hat er fertiggemacht", sagt der Kameramann. Die Frau selbst bestätigt diesen Vorfall.

Wedel bestreitet die Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme, die dem Zeit-Magazin vorliegt.

Seit der Veröffentlichung der Vorwürfe haben sich einige zu Wort gemeldet. Die Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin Maren Kroymann etwa sagt im Deutschlandfunk, das sei kein Einzelfall.

"Ich finde es sehr aufschlussreich, dass es Frauen sind, die den Beruf gewechselt haben. Ehrlich gesagt, finde ich, das wirft kein gutes Licht auf die Branche."

Andere verteidigen Dieter Wedel. Er sei eben ein "Frauenliebhaber", so die Schauspielerin Sonja Kirchberger - bei dem die Frauen auch Schlange gestanden hätten.

Es war eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland große Namen genannt werden würden in der #metoo-Debatte. Doch die Debatte wirft andere Debatten auf, über Branchen, über typisches Verhalten und über die Frage nach Solidarität. Die Frage nach dem Machtmissbrauch durch (nicht alle, aber auch nicht wenige) Männer scheint beantwortet:

Angefangen beim ehemaligen Bundespräsidenten [wir erinnern uns an Joachim Gauck, der #aufschrei als "Tugendfuror" bezeichnete, Anmerkung B.S.] scheint vielen von ihnen die Fähigkeit, ihre eigene Macht zu hinterfragen, oft noch zu fehlen.