In den 30 DAX-Konzernen sitzen rund 200 Menschen im Vorstand. Nur vier davon sind Ostdeutsche, davon immerhin drei Frauen. Eine von ihnen hat mit der ZEIT ausführlich über ihre Karriere und ihre Erfahrungen als Top-Managerin gesprochen. Hiltrud Werner (52), gebürtig aus Thüringen, ist heute Vorständin für Integrität und Recht bei Volkswagen.

Das äußerliche Erscheinungsbild von Hiltrud Werner kann die Autorin dabei leider nicht außen vor lassen.

Aber ihre Nägel! Die funkeln, wie man es bei Frauen, die so weit gekommen sind, selten sieht. Daumen und Ringfinger sind raffiniert mit kleinen Steinchen in Szene gesetzt. So dezent Werners Kleidung ist, so exzentrisch ist ihr Nageldesign.

Vielleicht soll mit dieser Schilderung eine gewisse Widersprüchlichkeit im Auftreten der Managerin unterstrichen werden.

Ein ständiges Changieren zwischen Nahbarkeit und Härte, zwischen Anpassen und Auffallen.

Fest steht, dass solche Beschreibungen in Porträts über männliche Manager meistens fehlen.

Dennoch ist der Beitrag durchaus lesenswert. Interessant ist zum Beispiel, dass Hiltrud Werner keine "Queen Bee" zu sein scheint, sondern ihre Erfahrungen heute als Mentorin und in Frauen-Netzwerken weitergibt.

Bleibt die Frage, ob die Zähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und Zielstrebigkeit von Hiltrud Werner tatsächlich besonders auf ihren ostdeutschen Hintergrund zurückzuführen sind. Die Autorin beschreibt das - auch mit Blick auf Angela Merkel - arg pauschalisierend:

Das revolutionäre Potenzial ostdeutscher Frauen dieser Generation liegt meist in ihrer Anpassungsfähigkeit. Genauer gesagt: in ihrem Vermögen, Zumutungen aller Art auszuhalten. Man kann das auch Härte nennen – eine Härte sich selbst und anderen gegenüber.

Ohne diese Eigenschaften würden westdeutsche Frauen, die ganz nach oben wollen, wohl in den meisten Fällen auch nicht auskommen.