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Feminismen

"I Won't Play Girl To Your Boy No More, Sugar"– Paul B. Preciados Intervention in die #MeToo-Debatte

Mascha Jacobs
Journalistin und Mitherausgeberin von Pop. Kultur und Kritik
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Mascha JacobsSonntag, 28.01.2018

#MeToo geht in die nächste Runde. Jetzt werden die einzelnen Bereiche, die die Debatte berühren, sorgfältig beackert. Jetzt werden auch jene theoretischen Interventionen publiziert, die sonst in den überregionalen großen Medien selten möglich sind, weil sie als zu kompliziert, akademisch oder zu speziell gelten. Aber es ist kompliziert. Das weiß auch Paul B. Preciadio, der seit Jahren weibliche und männliche Rollenbilder seziert und sich in seinen Büchern mit Normen, Sexualität, Macht und Begehren auseinandersetzt. Der spanische Philosoph nimmt eine spezielle Sprecherposition ein. Er hat mal als Frau gelebt und ist jetzt als Transmann, wie er selbst sagt „ein geschlechtlicher Überläufer, ein Auswanderer der Sexualität, ein Dissident im Regime der sexuellen Differenz (sicherlich oft ein unbeholfener, denn mir fehlen die Codes, nach denen ich mich verhalten könnte)." Seine Antwort auf den offenen Brief von Catherine Deneuve und 99 weiteren Frauen, die in der Le Monde die #MeToo-Debatte kritisiert hatten, ist von diesem Blickwinkel geprägt und in vielerlei Hinsicht interessant. Der Text ist lustig, radikal, theoretisch und polemisch. Preciado wirbt mit ihm für eine neue Politik des Begehrens, abseits der „starren Codes und Begehrensmuster“ die in einem „heteropatriarchalen Regime” für Männer und Frauen gelten:

„Es besteht kein Bedarf, zu verteidigen, was wir sind (Männer oder Frauen). Vielmehr sollten wir diese Identifikation zurückweisen und uns von dem politischen Zwang lösen, der uns dazu bringt, die Norm zu begehren und zu reproduzieren.“


"I Won't Play Girl To Your Boy No More, Sugar"– Paul B. Preciados Intervention in die #MeToo-Debatte

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Kommentare 6
  1. Daniel Schreiber
    Daniel Schreiber · vor 6 Jahren

    Danke für die Empfehlung! Was für ein toller Text und wie viele Anregungen zum Nachdenken. Ich finde das Bild des "heteropatriarchalen Regime" supergut, weil es etwas beschreibt, was in der derzeitigen Debatte oft unter den Tisch fällt. Und mir hängt Precadios Beobachtung nach, die er nach seinem Transgender-Wechsel in die "Klasse" heterosexueller Männer gemacht hat, dass diese "Klasse" ihre Privilegien nicht einfach kampflos aufgeben wird, weil sie viel zu unbewusst funktionieren und das Leben viel zu einfach machen. Einen Ausdruck für den Kampf für den Erhalt dieser Privilegien kann man ja auch in dem einen oder anderen abstrusen Kommentar zu diesem Artikel finden ...

  2. Tobias Schwarz
    Tobias Schwarz · vor 6 Jahren

    "Das Begehren muss sich ändern."

    Das Faszinierendste finde ich an dieser Einlassung neben der Absurdität ihrer begrifflichen Kategorien die elegante Drehung hin zum von ihr als Befreiung propagierten Totalitarismus des Begehrens. Wenn der Autor seine Aussage zur Freiheit im letzten Absatz auch nur annähernd ernst nehmen würde, hätte er den ganzen Text nicht schreiben müssen. Aber das tut er eben nicht. Ihm geht es um radikalen Bio- und Sozialkonstruktivismus, für alle. Kann man ja wollen, nur darf man dann nicht behaupten, es gehe um Befreiung. Sonst wird das albern, wie hier.

    1. Mascha Jacobs
      Mascha Jacobs · vor 6 Jahren

      Totalitarismus des Begehrens, radikaler Bio- und Sozialkonstruktivismus für alle, das sind harte Worte. Der Text ist eine Provokation, ja. Dazu gehören auch Imperative. Aber so weiter machen wie bisher? Ich würde eher sagen, es müsste darum gehen, die Liebe und das Begehren neu zu erfinden (und dazu auch gehört das Infragestellen von Machtverhältnissen, Normen und Geschlechterstereotypen.) Zwingen kann man dazu natürlich niemanden.

    2. Tobias Schwarz
      Tobias Schwarz · vor 6 Jahren

      @Mascha Jacobs Das sind harte Worte, zurecht.

      Sogar das Infragestellen von Normen, Machtverhältnissen und Stereotypen hat aus meiner Sicht doch mit solchen Forderungen außer vielleicht einer gewissen schon ideologisierten Phänomenologie nichts gemein.

      Die Liebe und das Begehren neu erfinden? Auf welcher Basis denn? Hohlen Träumen wie denen vom sozialistischen neuen Menschen? Dann werden noch mehr ideologische Schecks ausgestellt, die von menschlicher Sexualität und Gesellschaft nicht gedeckt sind und wohl nie gedeckt werden können.

      Und natürlich müßte man das erzwingen, wie sollte so etwas sonst gehen? Wer sollte sich freiwillig auf derartige Selbstverleugnung einlassen wollen? Dass solche Forderungen hier von einem Menschen erhoben werden, der vermutlich genau diese Unfreiheit am eigenen Leib erlebt haben dürfte, ist für mich emotional nicht nachvollziehbar.

      Das erfordert für mich einen Grad an Soziopathie und/oder ideologischer Verblendung, den ich bei jemandem, der von Freiheit und Begehren spricht, schlicht nicht akzeptiere.

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Tobias Schwarz ...ich habe den Text auch als ordentlich provokativ überzeichnet, zornig und auch traumatisiert gelesen. Aber ich finde, dass in dieser extremen, auch für mich weitenteils ziemlich abseitigen Betrachtung, eben auch eine extreme Lehre oder extreme Pointe steckt. Lässt man mal die Wut und das ganze "Müssen" weg und sieht das Gesagte als Ausdruck einer Haltung, dann gefällt mir das.
      "Normen nicht mehr reproduzieren" und "lernen, sexuelle Freiheit zu begehren" und "sich nicht mehr verteidigen als das was man ist" klingt doch verheißungsvoll. Fast so, als ob man das mal ausprobieren sollte und überprüfen sollte, ob man eigentlich mit sich selbst einvernehmlich sexuell ist. Und was da wirklich für einen selber dazu gehört.

    4. Tobias Schwarz
      Tobias Schwarz · vor 6 Jahren

      @Marcus von Jordan "Lässt man mal die Wut und das ganze "Müssen" weg und sieht das Gesagte als Ausdruck einer Haltung, dann gefällt mir das.
      "Normen nicht mehr reproduzieren" und "lernen, sexuelle Freiheit zu begehren" und "sich nicht mehr verteidigen als das was man ist" klingt doch verheißungsvoll."

      Ja, funktioniert nur nicht innerhalb des vorgegebenen Systems, das eben Freiheit nicht für alle vorsehen kann, weil es ja nur *gegen etwas* überhaupt Sinn hat. Siehe auch Herr Schreibers Kommentar zur vermeintlichen Motivation für meinen Kommentar weiter unten. Freiheit durch Abschaffung von Freiheit kann eben keine sein. Leider sind die Widersprüche solcher gedanklichen Systeme für ihre Insassen nur schwer zu durchschauen, und die wenigsten entwickeln irgendein Interesse an einer vertieften Auseinandersetzung mit ihrem Wertesystem. Kognitive Dissonanzen tun schließlich weh.

      Und klar, das gilt natürlich in alle Richtungen, weswegen man in dieser Diskussion so schwer weiterkommt.

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