Seit 2013 ist Laura Boldrini die Präsidentin des italienischen Parlaments. Die frühere Journalistin und UNO-Mitarbeiterin hat sich dem Kampf für die Rechte von Frauen und von Flüchtlingen verschrieben. Sie hat 1400 Frauen in die italienische Abgeordnetenkammer eingeladen, um über häusliche Gewalt auszusagen, setzt sich für eine moderne, offene Immigrationspolitik ein und dafür, dass in Italien endlich auch weibliche Bezeichnungen für höhere Berufe eingeführt werden. (Bis heute wird sie überall als "Präsident" und nicht als "Präsidentin" oder "Madam President" adressiert.) Italien, wo Rechtsextreme am Sonntag wahrscheinlich einen Wahlerfolg feiern werden, schneidet auf dem Gleichberechtigungsindex des Weltwirtschaftsforums erschreckend ab, und macht, während überall über #MeToo gesprochen wird, diesbezüglich immer weitere Rückschritte. All das hat Laura Boldrini zur meistgehassten Frau des Landes gemacht. Die Hetze und die Morddrohungen, die sie im Netz bekommt, stellen alles bisher Dagewesene in den Schatten. Häuser sind mit Graffiti vollgeschmiert, die zum Mord an ihr aufrufen. Auf politischen Veranstaltung werden Fotos von ihr verbrannt. Der rechtsextreme Politiker Matteo Salvini hat bei einer Kundgebung eine aufblasbare Sexpuppe mit auf die Bühne gebracht und sie als Boldrinis Doppelgängerin bezeichnet. Und der rechtsextreme Beppe Grillo stiftet seine Fans dazu an, ihr öffentlich mit Vergewaltigungen zu drohen. Dieser Text erzählt Boldrinis Geschichte und schildert, wie die Politikerin mit dieser Situation umgeht. Dabei entsteht auch ein erschütterndes Porträt Italiens vor den Wahlen, und es wird deutlich, dass Hass auf Frauen und Hass auf Migranten - aller gegenteiligen Aussagen der Rechtspopulisten zum Trotz - zwei Seiten der gleichen Medaille sind.