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Feminismen

Deutsche Kulturgeschichte: Ein Radiogespräch mit Klaus Theweleit

Michael Hirsch
Philosoph und Politikwissenschaftler, freier Autor und Dozent
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Michael HirschSamstag, 02.01.2021

In diesem ausführlichen Rundfunkgespräch in der Sendung "Zwischentöne" des Deutschlandfunks können wir als Hörerinnen einem großen Gelehrten und Erzähler zuhören. Das Gespräch wurde anlässlich des Erscheinens des letzten Bandes von Theweleits Pocahontas-Reihe über die Weltgeschichte der Kolonisierung geführt. Die Erzählung der biografischen Stationen des 1942 geborenen legendären Autors des Weltbestsellers Männerphantasien ist wie eine kleine Kulturgeschichte der Bundesrepublik: Vertreibung und Flucht aus Ostpreußen; Aufwachsen in einer armen kinderreichen Familie; Ausbruch aus dem autoritären Elternhaus; Hochschulbildung in den 1960er Jahren; Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds; Scheitern der Lehrerlaufbahn am 'Radikalenerlaß'; Promotion mit den Männerphantasien, die anstatt eine akademischen Karriere zu eröffnen, ihren Autor zu einem intellektuellen Star machen (das Buch wurde damals auf acht (!) Seiten im Spiegel vom Herausgeber Augstein selbst rezensiert).

Das Wunderbare an diesem Gespräch ist die Qualität des Erzählers Theweleit und sein Denken in anschaulichen Beispielen und Anekdoten. So lässt er, als er vom Interviewer nach den Gründen für seine Auswahl von Musikstücken für die Sendung gefragt wird, bei der Schilderung des Songs Rags and Old Iron von Nina Simone die schöne Bemerkung fallen, die er kurz vorher in irgendeiner Radiosendung gehört hatte:

"Wenn Männer auf die Bühne gehen, singen sie immer davon, was sie vorhaben. Wenn Frauen auf die Bühne gehen, dann singen sie davon, was ihnen passiert ist."

Als Hörer erlebt man Theweleit so als großen Feministen, der Feminismus, Anti-Maskulinismus und Anti-Kolonialismus nicht nur zu seinen Forschungs- und Lebensthemen gemacht hat, sondern eben auch in seinem eigenen Leben den Feminismus konkret im Alltag gelebt hat, indem er über Jahrzehnte neben seiner Schreibarbeit den Haushalt geführt und die Kinder gehütet und erzogen hat.

Das Gespräch klingt mit einer (angesichts der teilweise recht düsteren Erzählungen aus der Kolonialgeschichte der Unterwerfung von Ländern und Frauen) dann doch hoffnungsvollen Note aus: Als Theweleit das letzte Musikstück, ein Song des Art Ensemble of Chicago, ankündigt, bemerkt er, dass der Great Black Music gelungen ist, was sonst meist gescheitert ist: "Sie kommt überall hin. Sie ist der einzige Bereich, wo anti-koloniale Freiheit verwirklicht wurde".

Deutsche Kulturgeschichte: Ein Radiogespräch mit Klaus Theweleit

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Kommentare 2
  1. Martin Dornberg
    Martin Dornberg · vor mehr als 3 Jahre

    Sehr anregend..., 2 Beiträge von ihm in unserer neuen Proektzeiung von Ende 2020:
    http://deglobalize.com...

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 3 Jahre

    Danke, hat mich sehr beeindruckt und ich habe mir eben die Männerphantasien bestellt. Tatsächlich hoffe ich, basierend auf der Erfahrung dieses Interviews, durchaus auf eine positive Lektüre. Theweleit scheint mir positiv. Für mich hier ein Höhepunkt, seine klare Aussage: "unsere Natur ist größtenteils Technologie".

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