Am Mittwoch wird der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag - nach viereinhalb Jahren Prozessdauer, 530 Prozesstagen und der Anhörung von fast 600 Zeugen - das Urteil über Ratko Mladić verkünden. Mladić organisierte als Oberbefehlshaber der bosnisch-serbischen Armee in den Jahren 1992 bis 1995 den Völkermord an den bosnischen Muslimen. Symbolisch und stellvertretend für diesen Völkermord steht der Name "Srebrenica" - der Name jenes ostbosnischen Städtchens, in dem im Juli 1995 mehr als 8.000 bosnische muslimische Männer und Jungen verschleppt und ermordet wurden. Das Massaker von Srebrenica war nicht das einzige, aber das größte im Bosnien-Krieg wie auch das schlimmste in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Und es steht auch für das kollektive Versagen des Westens im Angesicht des bosnischen Völkermordes. Mladić´ Verantwortung für den Völkermord in Srebrenica und mehreren anderen Orten ist der zentrale Anklagepunkt gegen ihn, daneben ist der 74-Jährige weiterer Massaker, Vertreibungen, Folterungen sowie anderer Vergehen angeklagt. Irgendein Zeichen von Reue hat Mladić während des Prozesses nicht gezeigt und natürlich auch keine Schuld eingestanden. Eine der Zeuginnen gegen ihn war Šehida Abdurahmanović aus Srebrenica, die bei dem Massaker nahezu alle ihre männlichen Verwandten verlor. Die Süddeutsche Zeitung hat ein Porträt über ihr heutiges Leben in Srebrenica und über ihre Teilnahme am Prozess gegen Mladić in Den Haag veröffentlicht - ein ergreifender, natürlich sehr trauriger Text, in dem Šehida Abdurahmanović erzählt, welche Geste Mladić gegenüber ihr im Gerichtssaal machte, warum sie nach dem Krieg wieder nach Srebrenica zurückkehrte und warum sie die Stadt auch heute nicht verlassen will.

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