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„Vor Christus, nach Christus, vor Auschwitz, nach Auschwitz" (Kertész)

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMittwoch, 04.01.2017

Andreas Breitenstein, der den im vergangenen Jahr verstorbenen Imre Kertész so gut kannte, dass er sich fast als Freund bezeichnet hätte, fragt sich nach dem Lesen des letzten Bandes der Aufzeichnungen dieses Nobelpreisträgers, wie nah man einem Mensch kommen kann, der so viel erleben, erleiden musste und seine Erfahrungen in haltbare literarische Form gebracht hat.

Sein Text ist eine hervorragende Einführung in ein Werk, das er deutet als

umfassende Diagnose unserer Gegenwart. Viele seiner düsteren Analysen sind von schockierender prophetischer Kraft.

Als 14-Jähriger kam Imre Kertész von Budapest nach Auschwitz. Die Verwerfungen des real existierenden Sozialismus erlebte er in Ungarn. Aus diesen Grunderlebnissen speiste sich sein Werk, das nie bloße Autobiographie ist, sondern schonungslose - auch gegen sich selber gerichtete - Analyse, Erzählung, Verdichtung. In Breitenstein Analyse:

Die Shoah wie der Gulag, so Kertész' grundstürzende Erkenntnis, sind der akzidentielle Ausdruck einer in fataler Weise technokratisch-totalitär gewordenen Moderne, welche die Wirklichkeit determiniert, die Gesellschaft funktionalisiert und die Menschen ihrer Autonomie wie ihres Schicksals beraubt.

Viele Rückschläge muss Kertész hinnehmen, bevor der Erfolg kommt, den er wiederum hinterfragt:

2. Oktober 1991: „Chronik als Selbstprüfung. Alles niederschreiben, so wie es kommt. (. . .) Das Berühmtwerden. Lächerlich. (. . .) Überall, bei jeder Gelegenheit und zu jedem sage ich das gleiche. (. . .) Mein geistiges Gedächtnis, das Gedächtnis als Moral; die vielen Kontakte ramponieren meine Moral. (. . .) Ich werde zum Betrieb.

Eine grandiose Einführung in ein Hauptwerk der negativen Ästhetik. Wem das fremd bleibt, dem hilft vielleicht Antonio Gramsci:

Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern. Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens.

„Vor Christus, nach Christus, vor Auschwitz, nach Auschwitz" (Kertész)

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