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"Putins Bauer": Warum ich die Arte-Dokumentation über Stefan Dürr nicht empfehle

Simone Brunner
Freie Journalistin

Freie Journalistin aus Wien mit Fokus auf Ukraine, Belarus und Russland. Schreibt für das Journalistennetzwerk n-ost (Link: http://ostpol.de/autoren/view/812).

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Simone BrunnerFreitag, 24.11.2017

Der deutsche Bauer Stefan Dürr ist in Russland eine große Nummer. Rund um die südrussische Stadt Woronesch hat er ein kleines Landwirtschaftsimperium aufgebaut. Arte hat den Deutschen in Russland besucht und eine 30-minütige Dokumentation über ihn gedreht.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland ziehen sich wie ein roter Faden durch den Film, wie auch die Sanktionen und Gegensanktionen, zu denen Dürr den russischen Präsidenten Wladimir Putin angeblich geraten haben soll. Freilich um völlig außen vor zu lassen, was eigentlich der Grund für diese Sanktionen ist: die Ukraine. Das Wort "Ukraine" kommt meines Wissens an keiner einzigen Stelle des Films vor, einmal werden die Verwerfungen etwas abstrakt als "politische Großwetterlage" bezeichnet. Vielmehr wird der Konflikt - in den Worten Dürrs - zu einem kindischen Streit in der Sandkiste verniedlicht, à la "du hast angefangen, du hast mir mein Spielzeug weggenommen" (O-Ton Dürr). 

Ich möchte Dürr ja gar keinen Vorwurf machen. Dürr macht das, was ein Geschäftsmann nun mal so macht: seine Geschäftsinteressen zu verteidigen, was legitim ist. Dass die Journalisten Dürrs Aussagen allerdings in keinem einzigen Moment des Films kritisch hinterfragen, kontextualisieren oder einordnen, ist schon bemerkenswert. Dürr wird - im Gegenteil - zu einem "Diplomaten" hochstilisiert, der politische Barrieren (welche denn jetzt genau?) abbaut. Das macht die Reportage in seiner devoten Erzählpose andererseits schon fast wieder sehenswert.

Eigentlich schade, denn es ist keine Frage, dass Dürr eine spannende Lebensgeschichte hat und dass er wohl so einiges über das Geschäftsleben in Russland zu erzählen hätte. Kritische Distanz - oder aber auch nur grundlegendes Basiswissen über die Sanktionspolitik zwischen Russland und der EU - war den Machern dabei aber wohl ein Fremdwort. 

"Putins Bauer": Warum ich die Arte-Dokumentation über Stefan Dürr nicht empfehle

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Kommentare 6
  1. Reinard Schmitz
    Reinard Schmitz · vor mehr als 6 Jahre

    Frau Brunner, wenn es um Ausgewogenheit und eine etwas breitere und kenntnisreiche Darstellung geht, stehen Sie leider nicht an erster Stelle. Das fällt mir beim Thema Ukraine und Russland immer wieder auf. Sich immer nur was rauspicken, was zum Russenbashing taugt, das ist keine guter Journalismus. Gehen sie ein paar Schritte zurück und betrachten Sie den Gang der Dinge aus gebotener Distanz, zum Beispiel, was zum Annektieren der Krim geführt hat und damit den großen Konflikt ausgelöst hat. Die Annexion war eine Folge, keine Ursache. Folge wovon?

    1. Simone Brunner
      Simone Brunner · vor mehr als 6 Jahre

      Gegenfrage: Finden Sie es denn ausgewogen, wenn sich eine 30-minütige Doku dem Thema der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland (und somit den Sanktionen) widmet, ohne die Gründe für die Sanktionen zu nennen? Darauf bezieht sich meine Kritik. Und zwei Worte zur Krim: Natürlich gab es eine Vorgeschichte zur Annexion der Krim (wie kommen Sie eigentlich darauf, mir dazu jede Kenntnis abzusprechen? Geht es in meinem obigen Piq an einer Stelle um die Krim?), aber die Halbinsel annektiert, die Waffen und Soldaten geschickt (auch in die Ostukraine) hat Moskau, oder? Oder verschwimmt das alles mit der "gebotenen Distanz"?

      Wenn ich Ihren Kommentar so lese, habe ich aber ohnehin eher den Eindruck, dass es Ihnen gar nicht so sehr um inhaltliche Kritik, sondern nur um Kritik an meiner Person geht. Schade. Wenn Sie meine Arbeit hier verfolgt hätten, hätten Sie sehr wohl bemerken können, dass sich meine Empfehlungen eben gerade auf eine differenziertere Russland-Berichterstattung beziehen (zB mein piq zur russische Einmischung in den US-Wahlkampf).

    2. Reinard Schmitz
      Reinard Schmitz · vor mehr als 6 Jahre

      @Simone Brunner Natürlich geht es mir um den Inhalt. Aber Sie produzieren ihn, deshalb muss ich natürlich Sie adressieren.

      Es geht mir um Ursache und Wirkung. Die Sanktionen kamen doch als Steigerung dessen, was zuvor passierte. Das war ursächlich der bekannte vehemente Einfluss des Westens, speziell der USA mit dem Ziel, die Ukraine von Russland loszueisen, Russland weiter auf den Pelz zu rücken. Was natürlich für Russland u.a. bedeutet hätte, seinen Kriegshafen zu verlieren etc. Ich brauche, glaube ich, nicht weiter zu machen, natürlich wissen Sie das alles beziehungsweise können es leicht nachvollziehen. Und eben das, dass sie es nicht in ihre Veröffentlichung mit einbeziehen, das nenne ich unsauberen, einseitigen Journalismus. Und deshalb trifft natürlich meine inhaltliche Kritik letztenendes Sie. Als Journalistin. Nicht als Person. Das stünde mir nicht zu.

    3. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Reinard Schmitz

      Guten Tag Herr @Reinard Schmitz, ich möchte mich (auch etwas verspätet) gerne in diese Diskussion einschalten und richte meine Kritik auch an Sie persönlich (da Sie ja den Beitrag verfasst haben). Was mich an ihrem Kommentar insbesondere stört, ist dass er eigentlich nur das immergleiche, und leider oft wiedergekäute russische Narrativ bedient: "der Westen wollte die Ukraine in seine Einflusszone ziehen und die Russen aus der Ukraine schmeißen" (So oder so ähnlich die Kurzfassung).

      Das man dies aus Russland so hört, wundert mich nicht. Dass aber auch in Deutschland kritische Geister dies reihenweise unhinterfragt weitertragen, finde ich sehr ärgerlich. Mit dem Prozess der DCFTAs (seit 2009) haben Sie sich augenscheinlich nicht wirklich auseinandergesetzt. Dass diese z.B. eben eher nur ein abgeschwächtes Ersatzangebot an die beteiligten EU-Anrainer waren, anstatt einer vollen Mitgliedschaft widerspricht gerade Ihrer Behauptung vom vehementen Westen. Herr Putin stand dem DCFTA mit der Ukraine anfangs positiv gegenüber. Hierzu höre ich nichts von Ihnen. Kann es sein, dass es vielleicht ganz andere Gründe für plötzlichen Sinneswandel Putins gab, und den erpresserischen Druck den er danach auf Yanukowitsch ausübte?

      Die "bösen" USA haben sich übrigens gemeinsam mit den Europäern und Russland für eine nukleare Abrüstung der Ukraine eingesetzt. Auch Präsident Obama wahr bereits als Senator involviert in weitere Abrüstungen von Kriegswaffen in der Ukraine. Ebenfalls unterschlagen Sie, dass Russland erst kurz vor dem Maidan die Verträge für den Hafen in Sewastopol für mehrere Dekaden verlängert hatte.
      Außerdem entnehme ich Ihrer Argumentation, dass es den anderen Nachbarn der Ukraine (aus welchen Gründen auch immer) nicht gestattet sein sollte die wirtschaftlichen Verbindungen mit der Ukraine auszubauen. Die Polen, Ungarn, Rumänen die Litauer - übrigens alle EU Mitglieder und antreibende Kräfte hinter dem DCFTA - alle haben Sie historische und kulturelle Verbindung mit der Ukraine, genauso wie Russland. Doch eine tiefere Anbindung der Ukraine stünde wohl allein Russland zu, folgere ich aus ihrer Kritik. Die "vehementen" Interessen des "Westens" negieren Sie dabei als illegitim und fälschlicherweise als kriegsauslösend (Eine stringente Begründung hierfür liefern Sie nicht) - Russische Ansprüche auf seine Einflusszone in der Ukraine hingegen werden von Ihnen als gegeben und selbstverständlich präsentiert. Das Unterzeichnen des DCFTA durch die Ukraine wäre nun ein "Russland auf die Pelle rücken". Wie denn genau? Könnten Sie diese angebliche Kausalität mal anhand von Fakten nachvollziehbar darlegen?

      Das alles zeigt, dass sie wie leider viele Deutsche Mitbürger einen blassen Schimmer von der komplexen Geschichte in Osteuropa haben. In Ihrem Weltbild existiert nur ein Russland bedrängt vom "bösen Westen". Und Putins Kriege kann man ganz einfach mit diesem falschen und undifferenzierten Schema erklären und rechtfertigen. Die Ukraine wird laut Ihrer Argumentation nur zur bloßen Verhandlungsmasse eines autokratischen und imperialistischen Russlands, welche gefällig im Orbit des "Großen Bruders" als Schutzpuffer vor dem "bösen Westen" zu verweilen hat.

      Dieses Weltbild ist so infantil wie inkorrekt - und deckt sich leider viel zu gut mit den vielen propagandistischen "Wahrheiten", die man aus Moskau hört.

      Der Autorin möchte ich übrigens inhaltlich recht geben in ihrer Kritik an der betreffenden Dokumentation.

    4. Reinard Schmitz
      Reinard Schmitz · vor mehr als 3 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Sehr geehrter Herr Wanderer, Sie erwarte ja wohl nicht, dass ich vor Ihnen die neuere und ältere Geschichte Europas ausbreite, um zu widerlegen, was Sie anführen. Nur so viel: ich kenne beide sehr gut, ich habe Europa bereist wie wohl nicht allzu viele und bin informell auf dem Stand. Das heisst, ich nehme mir die Freiheit, in klaren Kategorien und alle Seiten abwägend zu denken und zu urteilen. Mir ist bewusst, dass jedes Land Interessen hat, die es zu verteidigen sucht, manche leider etwas mehr als das. Und „Gute“ finden auch Sie nirgends, am wenigsten dort, wo Allmachtsfantasien und -Ansprüche an der Tagesordnung stehen. Sie merken, ich möchte nicht in Einzelheiten gehen, denn ich unterstelle, dass Sie die alle auch kennen. Aber Ihr herablassender Anspruch, über mein Wissen und meine Beurteilungen urteilen zu können, die sind unhaltbar. Sie sollten sich dazu herablassen, umsichtiger zu urteilen.

      Mit besten Grüssen, Reinard Schmitz.

    5. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Reinard Schmitz Sehr geehrter Herr Schmitz, wenn ich mir nochmal ihren ursprünglichen Kommentar ansehe, dann werfen Sie der Autorin gleich im ersten Satz vor
      nicht "ausgewogen zu berichten" und bei der "etwas breiteren und kenntnisreichen Darstellung ... leider nicht an erster Stelle" zu stehen. Meinen, durchaus bewusst streitlustigen Kommentar, finden Sie aber gleich überheblich - dabei kritisiere nicht anders als Sie eine ihrerseits einseitige, relativierende und inkorrekte Darstellung. Ein bisschen mimosig finde ich das schon. Aber gut. Dass Sie sich ihre eigenen Gedanken, evtl. gestützt durch persönliche Reiseerfahrung machen, möchte ich Ihnen gar nicht absprechen. Aber warum fallen ihnen nur Allgemeinplätze ein, wie "jedes Land Interessen hat, die es zu verteidigen sucht", wenn es doch im aktuellen Fall um einen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geht, inklusive der Annexion von Teilgebieten. Wir streiten uns (im positiven Sinne) doch nicht allgemein darum, dass Staaten Interessen haben, sondern darum dass es einen seit 2014 andauernden Konflikt mitten in Europa gibt, der mit einer Annektion der Krim durch verdeckte russische Soldaten begann und der bis heute durch ein von Russland direkt gesteuertes Puppenregime und Waffenlieferungen am Köcheln gehalten wird. Da sie in ihrer Antwort so schön unterschwellig mit "manche leider etwas mehr als das" auf den wahren Schuldigen hinweisen wollen, nehme ich daher wohlwollend an, Sie müssen sich auf Russland beziehen - da ich in der Ukraine weder europäische noch amerikanische Truppen sehen kann. Mit dem Hinweis, dass sich ihre Argumentation sonst auffällig mit der Position Russlands (der ausschlaggebenden Kriegspartei in diesem Konflikt) deckt, müssen sie halt leben wenn Sie so eindeutig und wider die Fakten Position beziehen.

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