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Europa

Putin und Stalin – parallele Strategien?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlSamstag, 25.06.2022

In einem interessanten historischen Vergleich der Politiken Stalins mit den ideologischen Strategien Putins zeigt Leonid Luks, wie Diktatoren immer wieder in ähnliche Handlungsmuster abgleiten. Und auch, woher die "extreme Ukrainophobie Wladimir Putins" kommt. Was die ideologischen Begründungen Putins betrifft, formuliert Luks:

Zwei Elemente spielen in diesem eklektischen Gebilde wohl eine zentrale Rolle: Die ans Groteske grenzende Verklärung des Russentums auf der einen und die Dämonisierung des Westens auf der anderen Seite. 

Und zu diesem manichäischen Weltbild findet man Parallelen bei Stalin. Bei Putin gelten zwei "Revolutionen" als Trigger seiner Befürchtungen und daraus entspringender extremer Handlungen. Erstens die August-Ereignisse in Moskau von 1991, wo es den russischen Demokraten gelang, den kommunistischen Putsch zu verhindern. Zweitens der Euromaidan und andere Farbrevolutionen. 

Das erinnert an eine Entwicklung in der Sowjetunion gegen Ende des 2. Weltkriegs, die der Moskauer Historiker Michail Gefter später als "spontane Entstalinisierung" bezeichnet hat. 

Das stalinistische Regime, das seit Kriegsbeginn mit einer beispiellosen Gefahr konfrontiert worden war, hatte keine andere Wahl als die halbherzige Duldung der partiellen Emanzipation seiner Untertanen, die nun als Verteidiger der bedrohten Heimat zu einem neuen Selbstbewusstsein gelangten. Auf dem Lande waren Gerüchte über die baldige Auflösung von Kolchosen verbreitet. Kaum jemand habe damit gerechnet, dass die Rückkehr zu der gespenstischen stalinistischen Wirklichkeit der Vorkriegszeit möglich sei ….. "Alle glaubten, wenn diese Woge der Millionen Helden und Märtyrer von der Front zurückkäme, dann könnte kein Stalin mehr etwas ausrichten, dann würde sich Russland sich ändern, und zwar von Grund auf."

Das Volk würde die Angst verlieren, Russland könnte sich der Außenwelt öffnen. Genau davor hatte die damalige Kremlführung unter Stalin die größte Angst. So wurde die erneute Unterjochung und Disziplinierung der auf ihren Sieg stolzen Nation zum wichtigsten Ziel. So startete 1946 eine Disziplinierungskampagne der sowjetischen Literatur.

Die Partei sagte nun den "fremden", prowestlichen Tendenzen in der Literatur den Kampf an. Der Westen wurde nun wieder dämonisiert, vor den verderblichen westlichen Einflüssen wurde ununterbrochen gewarnt. Mit äußerster Schärfe wandte sich Stalin gegen die auf Peter den Großen zurückgehende Tradition der Nachahmung des Westens  ...

Es folgte die antikosmopolitische Kampagne des Jahres 1949, Stalins brutaler Feldzug gegen die Juden. 1952 dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Prozess gegen führende Mitglieder des 1942 gegründeten Jüdischen Antifaschistischen Komitees. 

Von 14 Angeklagten wurden 13 zum Tode verurteilt. Ende 1952 begann in Prag der erste antisemitische Schauprozess des Ostblocks, der gegen den ehemaligen Chef der tschechoslowakischen KP, Rudolf Slansky, ...

Diktatoren schaffen also Pseudorealitäten, um ihr Volk zu verblenden und die Macht zu sichern. So auch Putin im Blick auf die Ukraine, die seinen Plänen im Wege steht. Luks erklärt das mit einem Zitat des amerikanischen Politologen Zbigniew Brzezinski aus dem Jahr 2007. Dessen Gedanke wird immer wieder als Kern einer angeblichen amerikanischen Russlandstrategie gesehen – zu verhindern, dass durch die russische Beherrschung der Ukraine das Imperium wieder aufersteht. Aber eigentlich formuliert Brzezinski nur eine einfache Wahrheit:
Im politischen Sinne hat die Ukraine, im Gegensatz zu Russland, eine erstaunliche Reife gezeigt… Wir sollten einen Blick auf die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in den beiden Ländern werfen. Wenn man nicht weiß, wer die Wahlen gewinnen wird, dann kann man sicher sein, dass man es mit der Demokratie zu tun hat. In Russland weiß man aber noch vor den Wahlen, wer diese gewinnen wird. Der jüngere Bruder muss vom älteren lernen … Je stärker sich die Ukraine an Europa annähert, desto weniger wahrscheinlich ist die Wiederherstellung des russischen Imperiums. Und so verbleibt Moskau als der einzig sinnvolle Entwicklungsweg – die Nachahmung des älteren Bruders.

Mit Putin entschied sich Russland für ein Gesellschaftssystem, in dem die Machthaber sich der demokratischen Kontrolle entziehen, indem die Bürger weitgehend entmündigt werden. Also für die Nachahmung des alten Imperiums und für den Hass auf die Alternative.
Putin und Stalin – parallele Strategien?

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