In wenigen Regionen der Welt hat der Klimawandel so gespenstische Folgen wie in Nordsibirien. Die Bilder der riesigen Krater auf der nordsibirischen Halbinsel Jamal und in ihren Nachbarregionen gehen seit einigen Jahren um die Welt. Die Krater entstehen offenbar, so die bisher plausibelste vorläufige Theorie von Geologen, wenn der Permafrostboden taut, es zu unterirdischen Methangasexplosionen kommt und hinterher der Boden einsackt. Inzwischen kommt es auch zu schweren Explosionen an der Oberfläche: Letzte Woche erlebte ein Rentierzüchter in der Nähe des Dorfes Sjojaha an der Ostküste der Halbinsel Jamal eine Explosion, bei der Feuerfontänen in den Himmel schossen und Dutzende metergroßer Eisbrocken in die Luft geschleudert wurden. Die Explosion hinterließ einen 50 Meter tiefen Krater. Wissenschaftler haben auf der Halbinsel Jamal bisher etwa 700 solcher potentiellen Explosionsstellen ausgemacht – überwiegend kleine Erhebungen im Boden, die sich zum Teil innerhalb weniger Monate gebildet haben. Russische Behörden sind alarmiert – denn das Phänomen der Methanexplosionen könnte zu einer gravierenden Bedrohung für Menschen, Siedlungen und die Gasförderung werden. Die Siberian Times hat zu der Katastrophe einen Report mit vielen Fotos und einem Video von der Explosionsstelle veröffentlicht. Dass der Permafrostboden in Nordsibirien zunehmend taut und dafür der globale Klimawandel verantwortlich ist, streiten russische Wissenschaftler nicht ab. Viele haben jedoch Zweifel, dass der Klimawandel menschengemacht sei. Und dann gibt es noch ganz ausgefallene Theorien zu den Krater- und Explosionsphänomenen auf der Halbinsel Jamal – etwa die des russischen Geokrylogen und Mitglieds der Russischen Akademie der Wissenschaften, Wladimir Melnikow: Nach seiner Ansicht sind die dortigen Rentierzüchter daran Schuld: Die Überweidung führe dazu, dass die Oberfläche weniger Sonnenlicht reflektiere, dadurch taue der Boden auf, so entstünde dann das Übel. Stark.