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piqer für: Fundstücke Europa
Geboren 1968 in Braunschweig. Studium der slawischen Sprachen und Literaturen sowie der Geschichte Osteuropas in Kiel, Sankt Petersburg und im sibirischen Irkutsk. Langjährige Tätigkeit als außenpolitischer Redakteur bei norddeutschen Tageszeitungen. Seit 2010 freier Osteuropa-Korrespondent für Print- und Online-Medien in Warschau und Berlin. Schreibt für das Journalistennetz n-ost (http://ostpol.de/autoren/view/43). Siehe auch: www.kroekel.com
Zwei Jahre nach der Maidan-Revolution ringt die Ukraine weiter unter Schmerzen um ihr nationales Selbstverständnis. Identitätsstiftend wirkt nicht selten die Geschichte. In diesem Zusammenhang berichtet Irany Reva in "The Ukrainian Week" über ein verblüffendes Phänomen: Der stalinistische Massenmord des Holodomor, einer absichtlich herbeigeführten Hungerkatastrophe in den 30er Jahren mit mehreren Millionen Toten, hat die überlebenden Ukrainer keineswegs von Moskau entfremdet, sondern sie gleichsam in prorussische Apologeten verwandelt. Glaubt man Reva und der von ihr zitierten Studie, haben sich die Opfer mit den Tätern solidarisiert, ja verbrüdert. In der Psychologie ist dieses Verhalten als Stockholm-Syndrom bekannt (etwa bei Geiselnahmen). Mein Fazit nach der Lektüre: Die Thesen des Textes sind nicht unplausibel, bedürfen aber ohne Zweifel noch weiterer intensiver Forschungsarbeit.