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Europa

Hundert Jahre Trianon: Viktor Orbáns großungarische Reichsträume

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckFreitag, 28.08.2020

Überall in Europa ist die politische Neuordnung des Kontinents nach dem Ersten Weltkrieg nur noch Gegenstand akademischer Diskussionen. Mit einer Ausnahme: Ungarn. Dort ist die Aufteilung Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg durch den Friedensvertrag von Trianon 1920 – durch den Ungarn zwei Drittel seines Territoriums und 58 Prozent seiner Bevölkerung verlor – seit etwa 15 Jahren wieder ein wichtiges öffentliches Thema. Genauer gesagt, ist es die Trauer um die verlorenen Gebiete und das Gefühl des präzedenzlosen historischen Unrechtes, das Ungarn mit Trianon angetan wurde. Viktor Orbán, seine Regierung und seine Propagandisten haben diese Reichsnostalgie im vergangenen Jahrzehnt in den Rang einer Staatsreligion erhoben. Vorläufiger Höhepunkt dieses Kultes war vergangene Woche die Einweihung des neuen gewaltigen Nationaldenkmals in Budapest, anlässlich derer Orbán eine gewaltige, sehr pathetische und sehr zweideutige Rede hielt – eine Analyse dazu habe ich im SPIEGEL geschrieben, die deutsche Version der Rede kann man auf Orbáns Webseite nachlesen. International sorgte die Rede kaum für Aufmerksamkeit, auch wegen der Ereignisse in Belarus und der Vergiftung Alexej Nawalnys. Dennoch sollte man sich durchaus Sorgen machen und Fragen stellen: Warum diese Trianon-Narrative? Wer fordert in Ungarn offen eine Grenzrevision? Ist sie auch Orbáns Ziel? Hat die massive Aufrüstung und Militarisierung Ungarns damit zu tun? Sind Grenzrevisionen und bewaffnete Konflikte in der Region überhaupt denkbar? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der wichtige Text "Trianon-Narrative von Viktor Orbán. Erinnerungspolitik, Freimaurer-Verschwörungen und militärisches Muskelprotzen" des Portals Visegrad Inside. Orbán betont seit einiger Zeit in Reden gern, dass Europa und die Welt in außergewöhnlichen und in schwerwiegenden Umbruchszeiten leben und dass nichts mehr undenkbar und unvorstellbar sei. Es wäre interessant zu wissen, was genau er dabei alles im Hinterkopf hat. Im Kontext seiner Trianon-Erinnerungspolitik bedeutet das letztlich jedenfalls, dass er langfristig auch Grenzrevisionen und bewaffnete Konflikte in der Region nicht ausschließt. Deshalb sollte man unbedingt ernst nehmen, was der Text von Bogdan Góralczyk thematisiert.

Hundert Jahre Trianon: Viktor Orbáns großungarische Reichsträume

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Kommentare 1
  1. Arthur Weinbrenner
    Arthur Weinbrenner · vor mehr als 3 Jahre

    Eine überraschend zurückgehaltenes Artikel, ungewöhnlich vom bekanntlich übertriebenen Rumänenfreund Herr Verseck. Die Bildungslosigkeit der heutigen westlichen Gesellschaft erleichtert der chauvinistische Tendenzen der "Siegermächte" zu verschleiern und wie die Mainstream-Journalismus (m. E. keine Journalismus, sondern politische, bezahlte Propaganda) das preist, schriftlich Vae Victis zu praktizieren.
    Die Siegermächte haben 1920 über 68 % des Landes "verschenkt" an die sog. Minderheiten (s. Ignaz Romsits: Ungarische Geschichte des 20. Jahrhundert, dto Trianon, Balázs Ablonczy: Trianon). Trockene Tatsachen können auch für sich sprechen: Ungarn ist heute 92.000 km² groß. Rumänien bekam 1920 aus dem alten ungarischen Reich 103.000 km². Die rumänische Delegation hat in Paris/Trianon versehentlich die ungarische und sog. "Székler" Bevölkerung getrennt (dabei Sprache, Herkunft und Kultur identisch ist), so konnte die "rumänische Mehrheit" in Siebenbürgen begründen - Athrozitäten existieren noch heute in Rumänien (Fälschung und Vernichtung ungarische Dokumente und andere kulturellen Beweise, Verschweigen der rumänische Genozide an die ungarstammige Bevölkerun im 18. - 20. Jahd., 108 Beschwerden bei d. Völkerbund, usw.) , außerdem man darf nicht vergessen den ungesühnt gebliebenen politischen Skandal von 2009 mit der Slowakei, der von der EU-Komission auffallend "diplomatisch" übergangen wurde und ähnliche hungarophobische Haltung innerhalb der EU.
    Natürlich in dem Ostblock dürfte man über Trianon nicht sprechen und deshalb ist nicht überraschend ist die Einstellung des o. e. Herren, den ich m. E. einen guten aufsatzschreibenden Mainstream-AgitProp Person halte, der seine DDR Vergangenheit nicht verleugnen kan, aber sauber, nur Tatsachen darstellende Journalismus ist was anderes!
    Ungarn muß für die westlichen Wirtschaftsinterressen vernichtet bez. kolonialisiert werden, weil das Land nur über 2 Ressourcen verfügt: Wasser und Bauxit - und das ist heut mehr, als Gold wert!

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