Es ist eher eine Zwischenfrage zur Fußball-WM in Russland, die Christina Hebel bei Spon stellt, als der Versuch, eine echte Zwischenbilanz aus politisch-gesellschaftlicher Sicht zu ziehen. Das macht den Text aber umso seriöser und damit besser, denn für wie auch immer geartete Bilanzen ist es eindeutig noch zu früh. Aber die Frage "Was macht eigentlich Putin?" ist nicht nur erlaubt, sondern führt auch zum Kern jener Planspiele, die der Kreml von Anfang an mit der WM verbunden hat:

Das Fußballturnier hat sich für [Putin] jetzt schon absolut gelohnt. Außenpolitisch: Die Bilder des modernen Russlands, die nun aus den WM-Städten um die Welt gehen, verbessern das angeschlagene Image. Russland präsentiert sich als gut organisierter und freundlicher Gastgeber [...] Innenpolitisch: Putins Beliebtheitswerte sind zuletzt auch in Umfragen kremlnaher Institute gesunken, teilweise auf ein Niveau wie vor der Krim-Annexion. [...] Dass nun die russische Mannschaft so erfolgreich abschneidet, sorgt für gute Stimmung im Land - und die kann Putin brauchen.

Die Frage ist nur, was passiert, wenn die Sbornaja tatsächlich das Halbfinale oder sogar mehr erreichen sollte. Man weiß ja spätestens seit dem deutschen "Wunder von Bern 1954", dass sportliche Sensationen eine eminent politische Bedeutung haben können. Oder man denke an die beiden Eishockey-Siege der Tschechoslowaken gegen die sowjetische Mannschaft, die 1969 das endgültige Ende des Prager Frühlings einleiteten. Was also steht Russland bevor, wenn ...

Aber für diese Frage ist es wirklich noch viel zu früh.