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Europa

Europa auf der Couch

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMontag, 18.06.2018

In der Tradition von Bruce Chatwin oder Geert Mak schrieb Mathias Greffrath über sechs Reisen quer durch die EU und legt eine Bestandsaufnahme in punktierter Linie vor.

Im siebten Teil gibt es nun ein Resümee in Form eines Gespräches mit der Redakteurin.

Meine Erkenntnis ist, dass die große euphorische Begeisterung für Europa als kulturellen und politischen Raum im Wesentlichen doch eine Angelegenheit von Intellektuellen ist, während auf Ebene der Politik und auf Ebene der Massenstimmungen im Grunde die Nation nach wie vor die bestimmende Größe ist. Dass also wir sehr viel weiter weg von der Einheit auch mental von der Einheit Europas weg sind, als das noch vor 30, 40 Jahren der Fall gewesen ist.

Auf die Reihe wurde ich aufmerksam durch Kollegen Dirk Liesemer, der das großartige Stück über Portugal vorstellte. Es ist auch eines der überraschendsten, denn hier wird auch eine linke, feministische Partei vorgestellt, die – so was gibt es – an der Macht ist. Leider allerdings in einem kleinen, wenig einflussreichen Land.

Mittlerweile liegen alle Stücke zum Lesen und Hören vor: Neben Portugal besuchte er Polen, Ungarn, Rumänien, Dänemark und Paris. Frustrierend waren seine Besuche in Osteuropa, obwohl er dort auch zu kräftigen Unterscheidungen kommt – meist im Gespräch mit führenden Intellektuellen:

Mir hat die große Soziologin Ágnes Heller in Budapest gesagt, in Warschau, das ist das Mittelalter. Die glauben daran. Die wollen eine katholisch-konservative Komponente für sich bewahren und im Grunde Europa noch mal rechristianisieren, so wie es der jetzige Ministerpräsident sagt, während in Ungarn, sagt sie, das sind die Räuber. Das heißt, die Aneignung von Staatseigentum in Ungarn ist eine durch und durch parteikorrupte. Da entsteht so eine Art von Feudalismus.

In allen Ländern traf er auf das Thema der Abwehr der Migration. Und nirgends fand er eine Lösung. Allerdings gibt es einige Fingerzeige in seinem Stück über Paris.

Europa auf der Couch

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Kommentare 2
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 6 Jahre

    Ich bin sehr gespannt, ob Historiker der Zukunft einmal rückblickend ein schlüssige Erklärung für das erneute Aufflammen des Nationalismus parat haben werden. Bislang erschöpfen sich alle Erklärungen in kleinteiligen Rationalisierungsversuchen. Da es anders als in der Vergangenheit nicht an materieller Existenzangst liegen kann (auch nicht in Polen und Ungarn) bleibt für mich momentan nur die geistige Existenzangst als Behelfserklärung. Gerade weil wir mit wenigen Ausnahmen keine wirkliche materielle Not haben, wird das Fehlen eines gemeinsamen Narratives und/oder persönlicher Ziele, die über das reine Überleben hinaus gehen, so penetrant spürbar.
    Welcher Erklärungsansatz hat dich bislang am ehesten überzeugt?

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 6 Jahre

      Große Umbrüche bringen eigentlich immer unterschiedliche Erklärungen, sowohl unter den Zeitgenossen wie unter späteren Betrachtern.

      Wenige Anmerkungen:

      1.) Die materiellen Existenzangst spielt für mich aber schon eine wichtige Rolle. Gerade vorhin las ich die Meldung, es gibt nun seit 25 Jahren Tafeln für Bedürftigte. Das ist der rauhere Wind im neuvereinten Land! Das ein viel beachtetes Buch über unsere Zeit DIE ABSTIEGSGESELLSCHAFT heißt, ist ja auch sprechend.

      2.) Es gab auch früher einen kräftigen Nationalismus in Europa, besonders im Osten. Alle Vielvölkerstaaten Osteuropas zerbrachen Anfang der 1990er Jahre - von der Sowjetunion über die Tschechoslowakei bis Jugoslawien. Letzter Zerfall brachte den Krieg nach Europa zurück und führte zum ersten Kampfeinsatz der NATO. Das Ergebnis war das Kosovo, ein "Staat", den fast alle Vielvölkerstaaten Westeuropas nicht anerkennen.

      3.) Viele Bekenntnisse für Europa waren im Osten auch Versuche, sich von der Sowjetunion/Russland zu befreien. Fast alle Emanzipationsbewegungen seit den 1980er Jahren erfolgten mit nationalen bis nationalistischen Symbolen. Man höre z. B. die Gesänge der Gewerkschaft Solidarnosc in Polen. Man bekannte sich zur EU, wollte Mitglied werden, um wieder als Nation stärker zu werden.
      Soviel in Kürze.

      4.) Wir brauchen wieder eine Mehrheit für ein gutes Ziel. Insofern spielt die von Dir genannte geistige Existenzangst auch für mich eine wichtige Rolle.

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