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Europa

Ein kroatischer Blick auf Europa und die Migration

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlDonnerstag, 21.05.2020
Wie sehen die Südeuropäer und speziell die Länder des ehemaligen Jugoslawiens die Europäische Union, wie bewerten sie ihre Rolle, ihre Chancen im europäischen Konzert? Selbst arm und für die Migranten reine Durchgangsländer - keine berauschenden Perspektiven, kein Grund für Optimismus:

Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens durchlebten schwere Konflikte, aber nicht nur sie, sondern ganz Südosteuropa, ob in oder außerhalb der EU, leidet unter De-Industrialisierung, Verarmung und an dem Verlust großer Teile der eigenen Bevölkerung, die ebenfalls nach Nordeuropa abgewandert ist. Die neuen Migranten, die versuchen, diese Länder möglichst schnell zu durchqueren, so, als handele es sich um ein Niemandsland, fällen – wenn auch unbewusst – ein durch und durch negatives Urteil über die Lage, in der sich diese Länder befinden. Ihre zielgerichtete Reise zeigt, dass sie die Fähigkeit dieser Transitländer, ihnen eine Zukunft zu bieten, gleich Null einschätzen.

Der Artikel beschreibt das am Beispiel Kroatiens und seiner Bürger, die wie andere auch dies als Zeichen von Unsicherheit erleben. Und die weiterhin in Scharen ihre Länder verlassen, um sich dann im reichen Teil Europas im Wettbewerb mit anderen Wanderungsgruppen wiederzufinden.

Diese doppelte Migration wirkt wie eine Anklage gegen die politische und wirtschaftliche Realität, die in Europa und der EU nach dem Fall der stalinistischen Regimes entstanden ist.
Wir haben es im Grunde genommen mit einer doppelten Migrationskrise zu tun, während wir im Wohlstandsgebiet Deutschland immer nur eine sehen - die Migration aus der nichteuropäischen Welt. Aber um Freizügigkeit und Grenzfreiheit im Schengen-Raum aufrecht zu erhalten muss das System der Außengrenzen funktionieren.
Die EU erhebt die Freizügigkeit zum Kern ihres Ideals, aber die Spannungen, die mit der Vision eines Europas ohne Grenzen einhergehen, werden verlagert. Dies hat zu einer Wiederbelebung von Grenzgebieten geführt, die auch auf Regionen außerhalb der EU ausgedehnt werden, sodass die Rolle der außereuropäischen Länder bei der Stärkung der europäischen Grenzen ständig wächst. Von ihren Nachbarn verlangt die EU, dass sie sich mit Stacheldraht umgeben. In ihrer europäischen Agenda zur Migration legt die EU diese neue Strategie dar. 
Und in seiner geopolitischen Lage auf der Landkarte Europas trifft sich die historische Erfahrung Kroatiens mit der Jetztzeit.
Hier trennte sich das habsburgische Reich im Nordwesten vom Osmanischen Reich im Südosten. Bedeutende Teile der ehemaligen Militärgrenze lagen in Kroatien, und das Schicksal als Grenzland verfolgt das Land bis heute. 

Und damit wächst die Angst wieder zu einem anarchischen Grenzgebiet zu werden, in dem fremde, unberechenbare Kräfte walten und Invasionen drohen können.

Auch der Beitritt zur EU brachte dem Land nicht den erhofften Wohlstand und die innere Ruhe. Seit dem Beitritt haben weitere hunderttausende Bürger Kroatien verlassen. Und der Trend zur Entvölkerung zeigt kaum Anzeichen einer Verlangsamung.
Das internationale Image Kroatiens besteht darin, ein beliebtes Reiseziel mit einer schönen Küste und neuen, verbesserten Mautautobahnen zu sein. ... Der Eindruck eines Landes, das im Dolce Vita lebt, wird durch Besuche ausländischer Berater aufrechterhalten. Wenn man jedoch von der Autobahn abfährt und Orte besucht, die nicht auf der Touristenkarte liegen, sieht das sozioökonomische Bild ganz anders aus, trotz atemberaubender Landschaft. 
Man sieht u.a. hohe Staatsschulden und eine Überschuldung der Privathaushalte, von Korruption und Betriebsschließungen gekennzeichnete Privatisierungen, eine starke Abhängigkeit vom Tourismus, fehlende Erneuerung der Industrie und eine an den Euro gebundene Währung, die große Teile der Wirtschaft wettbewerbsunfähig macht. 

Und so genügt die formelle Propagierung abstrakter Menschenrechte nicht, um wirklichen Schutz zu gewähren. Für einen echten Schutz bedarf es wirtschaftlicher Grundlagen sowie die Unterstützung einer funktionierenden politischen Gemeinschaft, was die EU offensichtlich nicht bieten kann. Man versteht, wenn viele Südländer die real existierende EU für eine etwas scheinheilige „Veranstaltung" des reichen Nordens hält und für sich als perspektivisch nicht nachhaltig sieht. Das ist Sprengstoff für die Zukunft der Union ...
Ein kroatischer Blick auf Europa und die Migration

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