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Europa

Der Populist in uns?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlDienstag, 10.09.2019

Der "Populismus" aus verschiedenen politischen Richtungen scheint Europa zu dominieren. In der Regel wird er als per se antidemokratisch gesehen. Stimmt das? Diese Frage stellen die Autoren in dem vorliegenden Essay.

Was Populisten zu Populisten macht, das ist .... die Behauptung: Wir – und nur wir – repräsentieren das Volk. Der Populismus sei daher "der Tendenz nach zweifelsohne antidemokratisch". Doch diese Folgerung ist keine analytische Wahrheit. Zwar nehmen populistische Regierungen wie die in Ungarn oder Polen zumeist autoritäre Züge an. Das heißt aber nicht, dass populistische Bewegungen nicht auch von demokratischen Impulsen angetrieben sind. Ob die Parole "Wir sind das Volk" wirklich antidemokratisch ist, zeigt sich erst, wenn die Populisten, die sie proklamieren, an der Macht sind – und wie sich "das Volk" dann zu denen verhält, die nicht in ihm aufgehen mögen. 

Populisten geht es nicht um bestimmte Inhalte, sie wollen von niemandem beherrscht sein, außer von sich selbst, so lautet die These. Und sie sehen auch die parlamentarische Demokratie als Zumutung. Dort geht es i. d. R. nicht so zu, wie "ich" es mir vorstelle, es ist keine Freiheit in meinem Sinn.

Der Vorschlag der Gegen-Autoren ist eine selbstreflexive Wende. Einen Perspektivenwechsel zu der Einsicht, dass wir eben selbst nicht allwissend sind, irren können. Sich also zu fragen, wie einen die anderen sehen und warum? Seine eigenen oft zu simplen Weltbilder oder Gewissheiten zu relativieren. Den Populismus begrenzt also

weder Ausgrenzung noch der "zwanglose Zwang des besseren Arguments" (Jürgen Habermas), sondern ein Wertepluralismus, der nach Isaiah Berlin anerkennt, dass Menschen unterschiedliche, miteinander konkurrierende und inkommensurable Ziele verfolgen. Ein liberaler Demokrat sein heißt, nicht recht haben zu wollen. 

Was natürlich einfacher gesagt, als getan ist. Da gibt es ja auch noch Menschen, die aus reinem Machtkalkül als Populisten auftreten.

Der Populist in uns?

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Kommentare 2
  1. Harald Knill
    Harald Knill · vor mehr als 4 Jahre

    Der Artikel erinnert in der Diktion an den Religionsunterricht. Amen.
    Man muss nicht warten, bis die Populisten an der Macht sind, um zu sehen wes Geistes Kind sie sind. Die reden schon davor mehr als genug, man muss nur hinschauen und zuhören. Demokratisches kommt da nicht daher. Zumindest bei denen, die als Populisten gemeint sind: Orban, Salvini, Strache, Gauland etc.
    Sebastian Haffner und Margret Boveri lesen hilft, gerade Journalisten.

    1. Hansi Trab
      Hansi Trab · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      Auf mich wirkt das so, als meinten die Autoren mit Populisten eigentlich eher die Wähler der Populisten: hypermoralisch, hyperdemokratisch, hyperliberal... Das trifft auf jeden Fall die Stimmung. Man will sich nichts mehr sagen lassen, nicht mehr beherrscht werden. Außer natürlich von dem, der diese "eigene Meinung" in der Öffentlichkeit am lautesten und energischsten hinausposaunt, dem Populisten.

      Und auch wenn die ganzen unscharfen "Hyper"-Wortschöpfungen ein wenig verdecken, dass wir im Politischen für die krasse Ablehnung von Fremdbestimmung bei gleichzeitigem Hang zum Autoritarismus schon zwei Begriffe kennen - nämlich Anarchismus auf der Linken und Paläolibertarismus auf der Rechten, wodurch der komplette ideen- und wirkungsgeschichtliche Bogen, der sich von Ludwig von Mises über Ayn Rand bis heute zur Tea-Party Bewegung, Breitbart-News, Pegida, Kubitschek und Höcke zieht, leider außen vor bleibt - kommt der Artikel dann doch auf die beim Vergleich von Liberalismus und Libertarismus ungemein wichtige Unterscheidung zwischen "negativer Freiheit" und "positiver Freiheit" zu sprechen.

      Der für paleolibertären Populismus anfällige Mensch übersteigert den Wert der positiven Freiheit, also der Selbstherrschaft, ins Grenzenlose und generalisiert deren Gültigkeitsbereich auf die gesamte Gesellschaft in einem solchen Maße, dass er nicht mehr bereit ist, dem Gegenüber, v.a. wenn der abweichender Meinung ist, die negative Freiheit, sprich den Anspruch des Einzelnen auf Schutz vor dem Zwang der Masse, zuzugestehen. Das ist die Tragödie von Rousseaus "Zwang zur Freiheit" und Einfallstor für die gesellschaftliche Akzeptanz autokratischer Willkür.

      Und das finde ich dann schon wichtig, dass dieser feine Unterschied endlich auch einmal journalistisch aufgegriffen wird. Es ist wichtig im Detail zu verstehen, warum diese Menschen nicht dieselbe Demokratie und dieselbe Freiheit meinen, die unser Grundgesetz schützt, wenn sie nach Freiheit rufen.

      Im Weiteren gebe ich Ihnen natürlich recht. Das Verstehen alleine impliziert dabei noch lange nicht, dass man aus falsch verstandenem Liberalismus auch noch die rechte Backe hinhalten sollte, nur weil man nicht "recht haben wollen" soll. Nur eben mehr toleranzoffene Gelassenheit und mehr Geduld für den demokratischen Prozess als der Gegenüber sollte man mitbringen. Sonst tappt man in die Bigotterie-Falle und hilft unfreiwillig das zu schaffen, was man eigentlich verhindern wollte.

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