Lange nichts gehört von Vitali Klitschko. Vor und während der Maidan-Revolution in der Ukraine galt der ehemalige Box-Weltmeister eine Zeit lang als Hoffnungsträger der Nation, jedenfalls aus Sicht vieler westlicher Beobachter. Dort, im Westen, war Klitschko außergewöhnlich populär — insbesondere in seiner zweiten Heimat Deutschland. In der Ukraine selbst hielten viele Menschen den Box-Millionär für „einen von denen da oben" und seine politische und rhetorische Begabung für begrenzt, und dies zu Recht. Zu guter letzt ebneten ihm die Sieger der Maidan-Revolution um Präsident Petro Poroschenko den Weg ins Amt des Kiewer Bürgermeisters. Das wollte Klitschko schon immer werden. Aus der großen Politik hielt er sich fortan raus.

Nun aber meldet sich der 45-Jährige mit einem Namesartikel in der Welt zu Wort. Pünktlich zum 25. Jahrestag der ukrainischen Unabhängigkeitserklärung von 1991. Wahrscheinlich hat eine Pressereferentin oder eher noch ein Marketingstratege der Stadt Kiew die Feder geführt. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Klitschko allen Ernstes über „Smart-City-Lösungen" und ein „E-Pronouncement-System" in der ukrainischen Hauptstadt faselt, in einer Zeit, in der ein neuer Krimkrieg drohen könnte? „Suchen Sie ein Urlaubsziel: Reisen Sie in die Ukraine!", empfiehlt Klitschko. Und: „Mit Blick auf das noch ungenutzte Potenzial vergleiche ich die Ukraine oft mit einem schlafenden Elefanten." Lesenswert ist dieser Text vor allem, um einer Erkenntnis willen: Wer solche Spitzenpolitiker hat, braucht keinen Putin als Feind.