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"Wir haben den Tod ganz weit weggeschoben"

Charly Kowalczyk
Journalist

Ich bin in Singen am Hohentwiel geboren und lebe in Potsdam. Schreibe Radiofeature für den Deutschlandfunk und für die Sender der ARD. Bin Mitgründer des Bremer Hörkinos. Seit nun fast 19 Jahren stellen wir in Bremen ein Radiofeature der Öffentlichkeit vor.
www.bremer-hoerkino.de

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Charly KowalczykMittwoch, 29.04.2020

Wolfgang Schäuble hat viel Staub aufgewirbelt. Er sagte in einem Interview mit dem Tagesspiegel: "Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz des Lebens zurückzutreten, dann muss ich sagen, das ist in dieser Absolutheit nicht richtig." Um Missverständnissen vorzubeugen, der Bundestagspräsident hat die Beschlüsse der Bundesregierung zur Gefahrenabwehr durch die Pandemie befürwortet. In einem Deutschlandfunk-Interview gibt die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann nun Wolfgang Schäuble Recht. Man muss vieles miteinander abwägen. Es sei ein ethisches Dilemma, in dem die Politik im Augenblick stecke, da komme niemand schuldfrei heraus.

Die Theologin meint zudem, dass wir den Tod im Alltag ausblenden würden. Das sei zumindest eine naheliegende Erklärung, warum so viele Menschen Panik vor dem Virus hätten:

"Für mich scheint das eine sehr relevante Frage, weil Menschen auf einmal derartig panisch sind, sich anzustecken, weil sie auch glauben – ich kenne viele, die so denken –, sobald ich mich angesteckt habe, werde ich an diesem Virus sterben, was überhaupt nicht mit den Fakten übereinstimmt, weil die Sterberate unter einem Prozent liegt. Aber diese Panik ist da, weil wir auch entwöhnt sind von der Frage, könnte ich sterben, was würde Sterben für mich bedeuten. (...) Ich denke schon, wir haben den Tod ganz weit weggeschoben, auch in Altenheime, weit weg von uns, in Krankenhäuser. Wir lassen viele Menschen nicht mehr zu Hhause sterben. Die Hospizbewegung hält zwar dagegen, aber da ist schon die Fantasie entstanden, das Sterben betrifft mich persönlich überhaupt nicht, und da ist es natürlich wie so ein Hammerschlag, wenn da auf einmal ein Virus ist und es könnte mich betreffen, und das wird mir auf einmal sehr deutlich."

In diesem Jahr wird es 520.000 neue Krebserkrankungen in Deutschland geben, prognostiziert das Robert-Koch-Institut. Wir wissen nicht, wie viele Menschen daran sterben werden. Der Staat kann uns davor nicht schützen. Wir wissen auch nicht, wie viele durch die Pandemie-Isolation in Alters- und Pflegeheimen sterben werden. Oder wie viele einen nicht behandelten Herzinfarkt oder Schlaganfall überleben werden, weil sie sich im Augenblick nicht trauen, einen Arzt oder eine Klinik aufzusuchen. Wir müssen diskutieren, welche Pandemie-Beschränkungen wir lockern müssen, weil der Schaden vielleicht größer ist als der Nutzen. Man kann dann auch Fehler begehen, das muss man aushalten. Margot Käßmann macht es sich im Deutschlandfunk-Interview nicht leicht. Das ist interessant und inspirierend:

"Aber ich denke, wir müssen Entscheidungen treffen, die Politiker und Politikerinnen müssen Entscheidungen treffen und das abwägen: Was heißt es, wenn wir schwere Depressionen haben bei vielen, vielen Menschen, die dann suizidgefährdet sind? Was bedeutet es, wenn Familien zerbrechen an diesem Druck, unter dem sie im Moment stehen? Was bedeutet es, wenn das Leben von Kindern gefährdet ist, was wir im Moment gar nicht wissen, weil sie derartig isoliert sind? Dann müssen wir schon abwägen, und ich denke, diese Freiheit, die im Grundgesetz gegeben ist, heißt ja auch, ich könnte mich ja selbst schützen. Ich bin jetzt auch über 60. Wenn ich zur gefährdeten Gruppe gehöre, könnte ich ja mich selbst beschränken, meinen Ausgang beschränken. Dafür bin ich auch schon beschimpft worden, aber ich finde, dann könnten auch mal die Älteren sagen, zu Gunsten der Jüngeren, damit die Kinder wieder raus können sind wir bereit, als gefährdete Gruppe zurückzustehen. Wir sind bereit, auf Fußballstadien, auf Rockkonzerte, was weiß ich, Großveranstaltungen zu verzichten. Das ist kein großer Verzicht; das ist eine Frage der Besonnenheit zwischen Panik, denke ich, und Sorglosigkeit, besonnen zu handeln, aber auch für die anderen, die im Moment in einer sehr, sehr schwierigen Situation sind."

"Wir haben den Tod ganz weit weggeschoben"

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