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Medien und Gesellschaft

Rassismus-Talk: Es reicht nicht, Schwarze Frauen einzuladen

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzSamstag, 20.03.2021

Wenn ich hier Texte empfehle, mische ich oft meine eigene Meinung unter. Normalerweise finde ich das okay. Schließlich ist piqd keine Plattform, die an sich selbst den Anspruch stellt, möglichst objektiv zu sein.

Diesmal versuche ich, den piq weitgehend wertfrei zu halten. Das hat zwei Gründe: Erstens glaube ich nicht, dass es hilfreich ist, wenn ständig weiße Männer öffentlich erzählen, was sie über Rassismus denken. Zweitens haben schon genug Menschen eine Meinung zu diesem Thema und reagieren emotional, sobald es zur Sprache kommt.

Darum geht es: Drei Schwarze Frauen erklären Stefan Niggemeier, warum sie dem WDR abgesagt haben. Der Sender plante zum Internationalen Tag gegen Rassismus einen TV-Talk. Die Frauen fürchten, als Alibi-Vertreterinnen missbraucht zu werden und fühlten sich teils von der Redaktion über den geplanten Ablauf getäuscht.

Wer die aktuelle Aufregung verstehen will, muss die Vorgeschichte kennen. Stefan fasst sie so zusammen:

Im November ließ [der WDR] in der Talkshow "Die letzte Instanz" Menschen ohne Rassismuserfahrung unbedarft über Rassismus plaudern und zum Beispiel über die Frage abstimmen, ob es richtig ist, ein Paprika-Schnitzel nicht mehr mit einem extrem problematischen Ausdruck für eine diskriminierte Bevölkerungsgruppe zu bezeichnen. Nach einer Wiederholung im Januar hatten der Sender und die Mitwirkenden dafür so viel Kritik geerntet, dass sie sie nicht ignorieren konnten und Fehler einräumten.

Die Bedenken beginnen beim Titel: "Freiheit, Gleichheit, Hautfarbe!" (Meine Ankündigung, neutral zu bleiben, wird an dieser Stelle auf eine harte Probe gestellt.) Abgesagt haben die Sängerin Tayo Awosusi-Onutor, die Journalistin Hadija Haruna-Oelker und Perla Londole, die Black-Lives-Matter-Proteste organisierte.

Awosusi-Onutor hatte ursprünglich zugesagt, doch dann hätten sich die Probleme gehäuft:

Erst am Montag habe sie die Konstellation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren, und nur zufällig in einer organisatorischen Mail vom Sendungstitel. Der Ablauf sei unklar gewesen. Alles habe sie schließlich in ihrer Kritik bestätigt: "Der Sender will nicht rassistisch geprägte Strukturen angehen." Sie bekam den Eindruck, dass die geplante Diskussion kein Rahmen sein könnte, in dem eine ernsthafte, auch schmerzhafte Diskussion möglich wäre. Das Vorgehen der Redaktion sei ein Spiegel der Gesellschaft: "Alle sind sich einig, dass Rassismus schlecht ist und man etwas dagegen tun müsse – aber nicht mit so viel Arbeit."

Auch Haruna-Oelker und Londole erfuhren erst spät vom geplanten Ablauf. Beide wurden angeblich angefragt, um ihre Perspektiven darzulegen und "medienkritisch über Rassismus und diversitätssensible Berichterstattung zu sprechen". Die Redaktion hatte aber offenbar eher ein Streitgespräch mit anderen Teilnehmerïnnen im Sinn.

Ausgerechnet bei der Organisation des großen Themenabends, der auch ein großer Wiedergutmachungsabend sein sollte (…), ließ die Redaktion offenbar jegliches Gespür für die Anliegen mehrerer Schwarzer Teilnehmerinnen vermissen. Sie hatten Angst, missbraucht zu werden für ein Gespräch, das sich an Oberflächlichem abarbeitet und die schmerzhaften strukturellen Probleme ausblendet.

Und wie ist die Sendung am Ende geworden? Für Matthias Dell hat der WDR wenig dazugelernt. Versöhnlicher fällt das Fazit von Arno Frank, Joachim Huber und Christiane Lutz aus. Die Besprechung, die mir den meisten Erkenntnisgewinn geliefert hat, kommt erneut von Übermedien. Dort schreibt Samira El Ouassil:

Der Abend lässt mich etwas ratlos zurück. Weder die Optimistin noch die Pessimistin in mir konnte wirklich etwas aussetzen oder feiern. Immerhin wurde der Elefant im Raum mal ausführlicher adressiert und beschrieben, ohne dabei noch mehr Porzellan zu zerstören.
Die Sendung machte vielleicht deutlich, was wir ja heimlich schon über jede Talkshow wissen: Es werden dort keine Lösungen gefunden und die Welt wird höchstens aus Versehen ein bisschen besser.

Und zumindest auf den letzten Satz können sich wohl alle einigen.

Rassismus-Talk: Es reicht nicht, Schwarze Frauen einzuladen

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Kommentare 1
  1. Gabriel Koraus
    Gabriel Koraus · vor 3 Jahren

    Besten Dank, sehr gute Zusammenfassung des Artikels von Dir!
    Was ich aber fast mit noch mehr Interesse gelesen habe, sind die Auseinandersetzungen in der dazugehörigen Kommentarsektion. Diese ähneln in Ihrer Stoßrichtung den Debatten, die auch hier auf piqd mitunter geführt werden und zeichnen sich durch ein anspruchsvolles Maß an Komplexität (inklusive der obligatorischen "Ausschreitungen") aus.

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