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Europa

Kohleland ist abgebrannt: Polens kleine Energierevolution

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelDienstag, 12.01.2021

In der EU gilt Polen seit Jahren als "Klimasünder Nummer eins". Ganz gerecht ist das nicht, bedenkt man, dass 2019 noch sieben der zehn größten "CO2-Schleudern" in Europa aus Deutschland kamen und Polen beim CO2-Verbrauch pro Kopf in der EU zuletzt etwa gleichauf mit Deutschland auf Platz sieben lag. Ganz falsch ist es aber auch nicht. Schließlich stammen noch immer mehr als 70 Prozent des polnischen Primärenergieverbrauchs aus der Kohleverfeuerung. Und vor allem: In der EU-Klimapolitik trat Polen in den vergangenen Jahren immer wieder am stärksten auf die Bremse.

Und dennoch: Im vergangenen Sommer entschloss sich die rechtskonservative PiS-Regierung in Warschau zu einer kaum für möglich gehaltenen Wende. Polen steigt bis zur Jahrhundertmitte aus der Kohleförderung aus und in eine ökologische Energiewende ein. Das mögen viele für zu langsam halten. Im Land selbst aber ist von einer kleinen (oder auch größeren) Revolution die Rede.

Für die DLF-Reportagesendung Gesichter Europas haben sich Ernst-Ludwig von Aster und Anja Schrum im oberschlesischen Kohlerevier auf Spurensuche begeben. Die Eindrücke, die sie dort gewonnen haben, haben sie zu einer großartigen Audiocollage zusammengefügt. Die Traditionen und der Stolz, der Dreck und die Zerstörungen, der einstige Wohlstand und die drohende Armut: All das scheint in dem Feature auf. Da sind zum Beispiel Kasia und Marcin, ein junges Ehepaar mit zweijähriger Tochter:

[Sprecherin]: Kasia und Marcin sind mit dem Smog großgeworden. Beide sind in [der oberschlesischen Bergbaustadt] Bytom aufgewachsen. Kasia hat in Katowice studiert, Marcin hat in Krakau gelebt und gearbeitet. Als sie sich entschlossen, eine Familie zu gründen und eine kleine Wohnung zu kuafen, fiel die Wahl auf Bytom - zwangläufig. [O-Ton Marcin]: "Weil die Immobilienpreise die günstigsten in ganz Polen sind. Hier im Viertel ist es sogar noch billiger als in anderen Stadtteilen oder im Umland. Wir haben sogar Zuschüsse bekommen." [O-Ton Kasia]: "Es ist so günstig, weil die Menschen Angst vor der Stadt haben." [Sprecherin]: Angst, weil die Kohleschächte unter dem Zentrum regelmäßig dafür sorgen, dass die Erde oben in Bewegung gerät. Und weil von Herbst bis Frühjahr ein beißender Smogschleier über der Region hängt, denn ein Großteil der Einwohner heizt mit überalterten Kohleöfen.

Da ist aber auch der schlesische Gewerkschaftsführer Dominik Kolorz, ein ehemaliger Solidarność-Aktivist:

[Sprecher]: Der Mittfünfziger hat unzählige Streiks organisiert, musste aber auch der Schließung vieler Zechen zustimmen. Doch was im Sommer 2020 geschah, hat auch den kampferprobten Gewerkschafter erstaunt. [O-Ton Kolorz]: "Der stellvertretende Ministerpräsident präsentierte uns einen Plan. Alle Zechen sollten bis 2035 geschlossen werden." [Sprecher:] Blitzkrieg, sagt Kolorz auf Deutsch und meint die überraschende Attacke aus dem Regierungslager. Völlig inakzeptabel, befanden die Gewerkschaften und riefen zum Streik. Doch es war keiner dieser Streiks, wie sie die schlesische Kohleregion früher erlebt hatte. [...] [Kolorz]: Damals hatten wir eine viel stärkere Verhandlungsposition, weil wir die gesamte Bevölkerung hinter uns hatten. Heute sieht das anders aus. Die Medienkampagne gegen Kohle und Bergbau zeigt Wirkung, und die Klimadiskussion natürlich auch. [... Sprecher:] Immerhin, Kolorz und seine Kollegen erreichten, dass die letzte Zeche erst 2049 schließen muss. [Kolorz]: Mein Herz blutet natürlich, aber die Übereinkunft gibt uns eine langfristige Perspektive.

Keine Frage: Über die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels wird angesichts der dramatischen Lage noch immer zu wenig berichtet. Schrum und von Aster widmen sich stattdessen den Folgen von Klimapolitik. Das ist ein anderes Thema, das aber auch seine Dringlichkeit hat. Ausgesprochen hörenswert!

Kohleland ist abgebrannt: Polens kleine Energierevolution

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