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Klima und Wandel

Horn von Afrika: Menschen hungern und Politiker streiten um Worte

Dominik LennéMittwoch, 22.06.2022
Their crops have withered. More than 1.5 million cattle carcasses are disintegrating into the region’s dusty soils. The trucks that used to come with food have stopped making the trek on terrible roads. It’s not worth their time.

In großen Gebieten in drei Ländern am Horn von Afrika – Kenia, Somalia und Äthiopien –, gibt es "hungersnotähnliche Bedingungen" ("famine-like conditions"). Laut Oxfam und Save the Children stirbt dort deswegen ungefähr alle 48 Sekunden ein Mensch und eine größere Katastrophe bahnt sich an. Die Zahl der hungernden Menschen hat sich in einem Jahr verdoppelt. Der sehr gute, faktenreiche Artikel beleuchtet die Probleme der Menschen dort und einige politische Feinheiten bei der Benennung der Zustände. 

Und diese sind nicht schön. Ostafrika ist heimgesucht von den vier modernen apokalyptischen Reitern Krieg, Covid-19, Heuschrecken und Klimakrise, die auf labile Systeme mit hohem Bevölkerungswachstum treffen.

There’s a pull toward saving lives that outpaces the equally important job of creating resilience. That’s a really problematic dynamic in the international aid architecture.

Große Hilfsorganisationen, wie das World Food Programme (WFP), haben sich in den letzten zehn Jahren lobenswerterweise von der reinen Katastrophenhilfe in Richtung Vorbeugung weiterentwickelt; sie haben Meteorologen eingestellt, die in der Lage sind, regionale Dürre-Vorhersagen abzugeben und sie verwenden einen Teil ihrer Kapazität für den Aufbau resilienter Strukturen. Dieses Jahr jedoch verlangt bereits die reine Katastrophenhilfe das Doppelte der vorhandenen Mittel. Die durch Ernteausfälle und den Ukraine-Krieg bedingten hohen Weizenpreise wirken sich sehr ungünstig aus, zumal viele afrikanische Länder wegen struktureller Probleme auf absehbare Zeit nicht genug Nahrungsmittel selbst produzieren können und deshalb die Importe dringend brauchen.

“Since then, there was a big climate shift, and in the last 24 years, there have been 12 La Niña events and in 78 percent of those, we’ve had below March, April, May rains in the eastern part of Africa."

In Ostafrika gibt es die lange Regenzeit ("long rains") im März, April, Mai und die Kurze im Oktober bis Dezember. Gemäß Chris Funk vom Climate Hazards Center der University of California, Santa Barbara, war die lange Regenzeit bis 1998 unabhängig von La-Niña-Ereignissen im Südpazifik. Das habe sich definitiv geändert. Es habe nun vier zu trockene Regenzeiten nacheinander gegeben und eine fünfte und sechste sei gemäß den Vorhersagen wahrscheinlich. Dazu kommt, dass, wenn es regnet, nun öfter eine Flut auftritt, die ihrerseits wieder Ernten zerstört. Der Regen fällt nicht mehr zu der Zeit und in der Stärke, in der er sollte.

On the other hand, Rumbaitis del Rio continued, the label might be crucially important. Through international U.N.-sanctioned agreements, wealthy countries have agreed to compensate developing countries for the loss and damage they’ve suffered because of the warming caused by decades of emitting greenhouse gas pollution.

Ob Nahrungsmangel offiziell als "Hungersnot" ("famine")* definiert wird, oder nur als "hungersnotähnliche Bedingungen" ("famine-like conditions"), ist für die Betroffenen egal, aber solche Benennungen sind politisch von großer Bedeutung; Regierungen neigen dazu, die Not herunterzuspielen und wehren sich deshalb gegen die Klassifizierung als "Hungersnot". Noch politisch heikler ist es, eine Hungersnot offiziell als "klimawandelverursacht" ("climate-induced") zu bezeichnen, weil dann plötzlich die reichen Länder durch ihre Selbstverpflichtung im Pariser Vertrag in die (finanzielle) Verantwortung kommen – was sie nicht gern tun. Es geht hier um Verhandlungspositionen, moralische – und Geldforderungen. 

Anmerkung:

Klar ist in dem Schlamassel, dass Geld Überleben bedeutet. Ich habe deshalb hier die Spendenseite des World Food Programme verlinkt – und dort auch gerade selbst etwas gespendet. Andere Organisationen finden sich über Tante Gugel. Natürlich ist das viel zu wenig, aber besser als Nichts.

Ansonsten ist natürlich auch klar, dass wir alles tun müssen, um als System auf 0 – in Worten "Null" – Emissionen zu kommen – d.h. als Erstes einmal dieses Zielbild in unsere Köpfe einsenken müssen, damit es unser Handeln organisieren kann.

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In der United Nations Food and Agriculture Organization (FAO) ist "Hungersnot" in einem Gebiet ein definiertes Ausmaß von Unterernährung und Sterblichkeit:

  • mindestens 20% der Haushalte haben extremen Nahrungsmangel ohne Reaktionsmöglichkeit
  • mehr als 30% der Kinder sind akut unterernährt
  • mehr als zwei Menschen sterben pro Tag auf 10.000 Einwohner an Hunger. Zum Vergleich: in Deutschland haben wir im Mittel 0,3 Todesfälle aus allen Ursachen pro Tag und 10.000 Einwohner. (Quelle)
Horn von Afrika: Menschen hungern und Politiker streiten um Worte

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Kommentare 4
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Interessant hier auch der Newsletter der Washington Post über die Hürden , offiziell eine "Hungersnot" zu deklarieren.
    https://s2.washingtonp...
    Bei der letzten Hungersnot haben die Hälfte der Todesfälle *vor* deren offizieller Deklaration stattgefunden.

  2. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 2 Jahre

    Demokratie und stabile Staatsstrukturen sind in instabilen wirtschaftlichen Verhältnissen wie Hunger auch sehr gefährdet. eine Binse.
    wir bekommen ja schon Probleme damit nur weil mal der Tankpreis bissl höher ist oder die Gurke teurer (=was für die "Ärmeren" bei uns schlimm genug ist - aber in D verhungert niemand!).

    wann endlich handeln die Reichen Industrienationen nach rationalen ökonomischen (!) Grundsätzen? und tun alles was uns möglich ist dafür Hunger und 'weitere Auswanderungsgründe' zu verringern?!

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      Ich frage mich, wann die Afrikaner endlich nach rationalen ökonomischen Grundsätzen handeln? Es ist ihr Land, ihre Verantwortung. Wir können und müssen helfen. Aber wir sind nicht die Herrscher Ostafrikas. Das ist vorbei …..

  3. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor fast 2 Jahre

    zum Thema Ausgleich für Klimaschäden siehe auch
    https://www.dw.com/en/...

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