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Hanau in den Medien: Wie Journalistïnnen (nicht) über Terrorismus berichten sollten

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzFreitag, 21.02.2020

Dieser piq ist ziemlich meta: Ich kuratiere eine Ausgabe der Altpapier-Kolumne, die ihrerseits andere Texte kuratiert.

In dem Fall ist das aber die beste Lösung: Ralf Heimann bündelt alle wichtigen Artikel und Twitter-Threads, die erklären, wie Medien auf Terroranschläge reagieren sollten – und liefert auch Praxisbeispiele, die anschaulich zeigen, wie man es besser nicht macht.

Anlass ist der rassistisch motivierte Terroranschlag von Hanau. Der Täter (kein "verwirrter Einzeltäter") litt offenbar an Verfolgungswahn und war überzeugt, dass ausländische Geheimdienste ihn überwachten. Gleichzeitig war er durchdrungen von Hass auf Menschen, die ihm fremd vorkamen. Ob er vollständig zurechnungsfähig war, lässt sich aus der Entfernung nicht sagen – dass er auch aus rassistischen und rechtsradikalen (nicht: "fremdenfeindlichen") Motiven handelte, ist eindeutig.

Das ist einer von vielen Aspekten, auf die Ralf eingeht. Unter anderem behandeln seine Leseempfehlungen folgende Themen:

  • Warum Journalistïnnen ungewollt Teil des Terrorplans werden, sobald sie berichten – egal wie ausgewogen und differenziert sie es tun. (Das heißt nicht, dass sie gar nicht berichten sollten. Sie müssen sich nur des Dilemmas bewusst sein.)
  • Ein Großteil der Informationen, die unmittelbar nach einem Anschlag kursieren, sind falsch.
  • Wer "Ausländerhass" oder "Fremdenfeindlichkeit" sagt, übernimmt die Perspektive der Täterïnnen.
  • PDF-Dokumente voll mit wirrem, hasserfüllten Geschreibsel sind keine "Manifeste".
  • "Döner-Morde", "Shisha-Morde", WTF!?
  • Wer Täterïnnen als dämonische Monster inszeniert, tut ihnen einen Gefallen. Die Opfer sind es, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. 

Ich wünsche mir, dass möglichst viele Kollegïnnen diese umfangreiche Linksammlung von Ralf kennen und die Empfehlungen beherzigen. Die Berichterstattung über Terror ist besser und zurückhaltender geworden, aber es gibt noch viel Luft nach oben.

Das zeigt ein Zitat von Sebastian Fiedler, Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, der bei Markus Lanz sagte (gekürzt und leicht bearbeitet):

Die Bild-Zeitung verhält sich völlig unverantwortlich, weil die Forschung genau weiß, dass, wenn Täter mit vollem Namen, mit vollem Gesicht zu sehen sind, dann ist das ein großes Risiko für folgende Taten. Genau das ist attraktiv für folgende Täter. Der Chefredakteur weiß das genau und verhält sich aus meiner Sicht völlig verantwortungslos, wenn er das jetzt heute wieder etabliert, um mehr zu verkaufen.
Hanau in den Medien: Wie Journalistïnnen (nicht) über Terrorismus berichten sollten

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Kommentare 3
  1. Kommentar entfernt
    Kommentar entfernt · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

    Dieser Kommentar wurde gelöscht.

    1. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor 4 Jahren

      Danke für Ihren umfangreichen Kommentar. In meinem privaten und familiären Umfeld gibt es mehrere praktizierende Psychiaterïnnen, mit denen ich in den vergangenen Tagen ausführlich gesprochen habe. Ich stimme Ihnen zu, dass der Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer schweren psychischen Störung litt.

      Trotzdem glaube ich (und alle Psychiaterïnnen, deren Expertise ich eingeholt habe), dass rassistische Motive auch eine Rolle gespielt haben. Das eine schließt das andere nicht aus. Alle Terroristïnnen sind bis zu einem gewissen Grad "verrückt". Dennoch halte ich es für falsch, ihre Taten zu pathologisieren.

      Verfolgungswahn und Schizophrenie allein sind kein Grund, andere Menschen umzubringen – dazu tragen auch eine gewisse gesellschaftliche Stimmung und gezielt gestreute Verschwörungstheorien ("Der große Austausch" etc.) bei. Seit dem Anschlag haben sich etliche andere Forscherïnnen und Psychiaterïnnen öffentlich in Interview und Gastbeiträgen zu Wort gemeldet, die diese Sichtweise teilen.

    2. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor 4 Jahren

      @Simon Hurtz korrekt. Zudem ich wiederhole es gern: der Täter hat in seinem Wahn nicht etwa angebliche außerirdische oder KrebsMenschen angegriffen oder Fußballer oder Millionäre. nein er griff "Ausländer" an und glaubte sich mit einer "menschengruppe" in Übereinstimmung: rechtsradikal. rassistisch.

  2. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor 4 Jahren

    Dankesehr 🙏

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