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Medien und Gesellschaft

Eine Verurteilung des Umgangs mit dem „Drachenlord“ Rainer Winkler

Hristio Boytchev
Journalist
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Hristio BoytchevDonnerstag, 28.10.2021

Ich kenne die Geschichte des Cybermobbings gegen Rainer Winkler aka „Drachenlord“ nur recht oberflächlich, habe über die Jahre einige Medienberichte darüber gelesen, darunter auch einen Beitrag, der hier bereits auf piqd besprochen wurde. Die Sache hat mich immer verstört, besonders die gelegentliche Darstellung, hier handle es sich eben um einen Konflikt zwischen zwei Parteien, es gebe keine klaren Opfer und Täter. Wie kann das sein, wenn auf der einen Seite Tausende teils bestens situierte und vernetzte Menschen stehen, denen es vor allem um Unterhaltung zu gehen scheint – und auf der anderen Seite ein Einzelner, dem „verminderte Intelligenz“ bescheinigt wird und der auf seine Art offenbar um seine Existenz kämpft?

Nun hat Sascha Lobo in diesem Beitrag deutlich Partei ergriffen und seine umfassende Kritik an dem gesellschaftlichen Umgang mit dem Fall klar formuliert. Er beschreibt den Ausgang des Falls so:

Jeden Tag hetzen Internetmobs in Deutschland unschuldige Menschen in die Verzweiflung und noch weiter. Aber noch nie haben sich eine deutsche Staatsanwältin und eine deutsche Richterin faktisch an die Spitze eines hochorganisierten Internetmobs gesetzt. Und anschließend das Opfer gedemütigt, eingesperrt und gebrandmarkt. Genau das aber ist am 21. Oktober 2021 mitten in Deutschland passiert, und damit ist großes Unrecht geschehen.

Und sieht Verantwortliche für das Versagen auf jeder Ebene:

Die Geschichte des »Drachenlords« ist eine Geschichte der Hassfolklore einer ganzen Generation, eine Art kollektives Squid Game mit einem einzigen Opfer, vielen Tausend Tätern und Millionenpublikum. Es ist auch eine Geschichte der Verachtung von Außenseitern, des Hasses auf dicke und auf nicht besonders smart auftretende Menschen. Die Geschichte des »Drachenlords« zeigt, dass die extremste Form des Cybermobbing in Deutschland dazu führen kann, dass der Staat nicht etwa das Opfer schützt – sondern dazu gebracht werden kann, mitzumobben. Die Geschichte des »Drachenlords« ist damit eine katastrophale Versagensgeschichte der digitalen Gesellschaft, verantwortet von Medien, Politik, Exekutive, Jurisdiktion und dem Publikum.

Es bleibt zu hoffen, dass die Haftstrafe für Winkler nicht die letzte Episode in dieser Geschichte bleibt. 

Eine Verurteilung des Umgangs mit dem „Drachenlord“ Rainer Winkler

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Kommentare 3
  1. René Walter
    René Walter · vor mehr als 2 Jahre

    Ich konnte dank Zugangs zu einem Sifftwitter-Account jahrelang die Drachenbubble bei der Arbeit beobachten (und habe der Staatsanwaltschaft meine Aussage angeboten). Die Täter arbeiten mit einer hocheffizienten Arbeitsteilung, einzelne Mittäter schneiden Videos und bereiten sie für die Mobber auf, es gibt Leute die Memes produzieren und Leute, die Vor-Ort-Angriffe in Altschauerberg koordinieren. Die Drachenbubble ist das Mobbing-Äquivalent von organisiertem Verbrechen.

    Nun ist es "leider" so, dass wir ein aus guten Gründen Individual-Strafrecht haben, die "Sippenhaftung" ausschließt. Die Taten der einzelnen Mobber sind, von einzelnen Ausfällen abgesehen, zu geringfügig für eine Strafverfolgung, auch da vor allem öffentlich zugängliches Material verwendet wird. Eine Strafverfolgung der wahren Täter ist damit so gut wie ausgeschlossen.

    Das ist ein juristisches Dilemma und zeigt, dass das Strafrecht auf Phänomene wie stochastischen Terrorismus oder stochastisches Mobbing wie hier nicht ausgelegt ist. Was wiederum den alten Mythos vom "Internet als rechtsfreiem Raum" ganz neu beleuchtet.

    Was tun?

    1. Jürgen Klute
      Jürgen Klute · vor mehr als 2 Jahre

      Immerhin hat Sascha Lobo das Problem thematisiert. Das ist ein erster Schritt.

  2. Jürgen Klute
    Jürgen Klute · vor mehr als 2 Jahre

    Das war eine nötige Intervention von Sascha Lobo!

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