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Medien und Gesellschaft

Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte

Ruprecht Polenz
MdB a.D.
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Ruprecht PolenzFreitag, 18.09.2020

Journalist:innen neigen dazu, es für ihre Aufgabe zu halten, das gesamte Spektrum unterschiedlicher Positionen abbilden zu müssen, damit sich die Rezipienten eine fundierte eigene Meinung bilden können. Das mag für politische Positionen gelten. Für wissenschaftliche Themen wie Klimawandel oder das Coronavirus gilt das nicht. 

„Es kommt nur Unsinn dabei heraus, wenn man die Mitte sucht zwischen einer kugelförmigen und einer scheibenförmigen Erde. Zu glauben, man müsse auch abseitigen Ansichten eine Plattform bieten, ist ein journalistischer Kernfehler. Das schafft den Eindruck, dass der Unsinn eine Berechtigung hat“, sagt der Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens, bekannt als Moderator und Dokumentarfilmer der ZDF-Dokureihe »Terra X« in dem empfohlenen Artikel.

Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte

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Kommentare 5
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 3 Jahre

    Es gibt die Fakten (zumindest, wenn man Materialist ist), aber die kennen wir nicht, weil die Welt an sich unerkennbar ist. Zum Glück haben wir Informationen, d.h. Aussagen über Wahrscheinlichkeitsrelationen, die aber eben leider mit Unsicherheit behaftet sind. Dann gibt es das Vertrauen in diese Information, das davon abhängt, wie sehr sie in mein Weltwissen hineinpassen und wie sehr ich der Überbringerin vertraue. Dann gibt es die Priorisierung bzw. die Auswahl, da ich nur eine begrenzte Aufnahmebandbreite habe.
    Wo ist da die "Wahrheit"?
    Und damit habe ich noch keine Diskussion über die beste Reaktion angefangen.
    Dann ist da der Mainstream, der langweilig bis zum Überdruss sein kann, so dass die Spinner beinahe wie eine Erholung erscheinen können ( na ja, wenn ich nicht beinahe körperliche Schmerzen beim Lesen mancher Dinge bekäme).
    Dann gibt es die Moden im Journalismus, das Kleben am Ereignis - und wenn es keines gibt, dann wird die Äußerung von Jemandem dazu gemacht. Wo ist da die "Wahrheit"?
    Schließlich gibt es den Reiz, die Sensation, die, oft genug wiederholt, zur Abstumpfung führt. Ich kann z.B. keine Aufmacherfotos von brennenden Wäldern mehr sehen, das ganze Bild rot flackernde Flammen - man spürt die Absicht ....
    Oder das Berichten über Marginalien: wer mit wem, wie toll doch Greta Thunberg ist, die sagt: Verdammt, berichtet nicht über mich, sondern über die Sache.
    Wo ist da die "Wahrheit"?
    "Wahrheit" ist ein großes Wort, aber zu klein.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

      Ja, kann ich nachvollzuehen ....🤔

  2. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    Da, wo Steffens von Argumenten spricht (gegen Ende des Interviews) kann ich mitgehen, da, wo er über Wahrheit spricht, die es zu verteidigen gilt, sträubt es mich zu sehr. Ich finde es besser, nicht zwischen Wahrheit und Unwahrheit (Lüge?) zu unterscheiden, sondern zwischen guten und schlechten Argumenten. Im Internet sehen die Argumente auf den 1. Blick oft sehr gleichwertig aus. Beim schnellen Lesen kann man nicht immer gut erfassen, ob es sich wirklich lohnt, sich damit zu beschäftigen. Gute Argumente entstammen einem Kontext und wirken in andere Kontexte hinein. Das ist oft sehr komplex. Und diese Komplexität braucht Platz.

    Ich empfinde es als Dilemma, dass Journalismus, der mit wissenschaftlichen Erkenntnissen umgeht, sie erklärt und vermittelt, diesen Platz oft nicht hat. Komplexität ist schwer auszuhalten, vor allem für Leser:innen. Es gibt sehr viel zu lesen, jeden Tag, überall. Natürlich können Menschen nicht mit jedem Thema, in dem sie sich nicht so gut auskennen, viel Zeit verbringen, um erst danach vorsichtig mitzureden. Im Internet, das nun mal ein wichtiger Ort des Meinungsaustauschs ist, läuft es anders. Da schlagen die schlechten Argumente oft genug die guten. Weil sie schneller erzählt sind und sich leichter verbreiten.

    Bei komplexen wissenschaftlichen Themen, wie dem Klimawandel und der Pandemie, geht es eigentlich nicht um Meinungsaustausch in der Sache, nur darüber, wie man mit den Erkenntnissen umgehen kann. Es ist oft nicht für alle klar, die mitdiskutieren, welche Aspekte wissenschaftlich hergeleitet wurden (also Erkenntnisse sind) und wo die Schlussfolgerung beginnt. Manche nennen das dann "Interpretieren der Fakten".

    Über die Schlussfolgerungen und die Handlungen, die sich daraus ableiten, kann und sollte man in einer Demokratie streiten können, aber um Herleitungen nachvollziehen zu können, braucht man Methodenwissen. Und das kann man schlecht bei allen voraussetzen. Das macht Wissenschaftsjournalismus für die breite Masse so schwierig. Denn die Aufgabe ist, das bei den Leser:innen fehlende Methodenwissen auszugleichen. Und das wirkt dann schnell so, als ob die Stücke wahlweise schöne Geschichten oder verhandelbare Meinungen sind und nicht vermitteltes Wissen.

    Ich finde es nicht richtig, Menschen, die berechtigte Fragen stellen, in einen Topf mit Verschwörer:innen zu werfen. Oft sind die Verschwörer-Gruppen, die einzigen, die sich mit solchen Fragen beschäftigen. Die Kunst ist eher, in erster Linie diese berechtigten Fragen zu identifizieren und Antworten anzubieten und nicht, die Mythen und Legenden zu debunken. Das bringt meistens nicht viel. Ich denke, Journalismus muss noch mehr wahrgenommen werden als eine Hilfstool, mit dem man sich leichter durch schwierige Zeiten manövrieren kann. Weil er Antworten liefert. Die manchmal ziemlich komplex sind. Und die manchmal auch spröde oder sogar langweilig sein können. Die langweiligen Dinge sind oft die wichtigen. Doch Langeweiliges interessant zu machen, braucht Zeit und kostet deshalb mehr. Vielleicht liegt da der wahre Hund begraben.

  3. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

    Hoch lebe der Glaube an "allgemein akzeptierten Wahrheiten, an Institutionen und Behörden, an Politik und Medien." Das klingt alles so super logisch. Verkennt aber etwas die Komplexität der Wirklichkeit. Nein, es genügt nicht Fakten zu vermitteln. Fakten sind immer einzuordnen in Kontexte. Die beste Lüge ist bekanntlich die Halbwahrheit. Man kann auch mit Fakten lügen, wenn man sie falsch einordnet, vereinzelt und/oder falsch gewichtet. Die Einigkeit über die Erwärmung unseres Klimas ist noch keine Einigkeit über erfolgreiche Maßnahmen usw. usw.

    Gut ist es hingegen die Möglichkeit des eigenen Irrtums immer mitzudenken. Leider eine seltene Gabe.

  4. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    Den Ansatz von Dirk Steffens teile vollständig. Große Teile des journalistischen Selbstverständnisses müssen aktualisiert werden.

    Saubere Recherche, Quellen angeben, Genauigkeit, Gründlichkeit, Neugierde, Empathie, EDIT: den eigenen Irrtum mitdenken.

    Das sind alles ganz wichtige Werte.

    politische Ausgewogenheit, Balance, Neutralität, dAs gAnZE mEInUNGsSPEktrUM in der Darstellung

    Das kann auf den Müll.

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